Die zweite Gruft übersiedelte von Neubau nach Währing.

Foto: Caritas

Wien - Erleichterung herrscht im siebenten Bezirk, seit die zweite Gruft der Caritas Ende April abgesiedelt ist - zumindest will das die Bezirks-ÖVP so wahrgenommen haben. Die Notschlafstelle für EU-Bürger, die aufgrund der Sozialhilfe-Richtlinien keinen Anspruch auf städtische Unterstützung haben, ist nach Währing übersiedelt; die Caritas verhandelt mit dem Vermieter über eine Weiternutzung des Hauses in der Bernardgasse. Laut Bezirksvorsteher Thomas Blimlinger (Grüne) soll dort entweder ein Asylwohnhaus oder eine Unterkunft für Obdachlose eingerichtet werden.

Und das geht den Schwarzen gegen den Strich: Sie wollten in der Bezirksvertretung einen Antrag auf ein Mediationsverfahren stellen, das "eine weitere Beeinträchtigung für die betroffenen Anrainer durch zu erwartende Konflikte mit den Heiminsassen vermeiden helfen soll". Damit sind sie formal abgeblitzt, laut Blimlinger kann er nicht behandelt werden, weil er eine privatrechtliche Einrichtung betrifft. Daraufhin stellte die VP eine Anfrage an Blimlinger, der die Pläne der Caritas allerdings gelassen sieht: Er sehe "einem nachbarschaftlichen Miteinander, wie es in Wien-Neubau üblich ist, mit Freude entgegen", ließ er die Bezirksschwarzen wissen.

Der ÖVP Neubau wäre eine Schlafstelle für Familien lieber

Bei der Wiener Caritas räumt man ein, dass es immer wieder kritische Stimmen aus der Nachbarschaft in der Bernardgasse gegeben habe, andererseits seien aber auch Anrainer vorbeigekommen und hätten den Obdachlosen Spenden vorbeigebracht: "Kleidung, Hygieneartikel, sogar selbst gemachte Marmelade", schildert Caritas-Sprecher Klaus Schwertner. Er sieht die Caritas "entsprechend der christlichen Soziallehre der konkreten Not konkreter Menschen verpflichtet".

Daniel Sverak, Klubobmann der ÖVP Neubau, findet, das sei zwar ein " löblicher Zugang". Man müsse aber möglichen Problemen vorbeugen und sich grundsätzlich überlegen, ob mitten in der Stadt der optimale Standort für eine derartige Einrichtung sei: "Für Menschen, die sich in einem Asylverfahren befinden, ist die Umgebung in der Bernardgasse nicht so optimal." Für "sozial verträglicher" hielte Sverak eine Schlafstelle für Familien, sagte er am Dienstag dem STANDARD.

Übrigens betont man bei der Wiener Caritas, im ständigen Kontakt mit den Anrainern in Neubau zu sein. Vom Ansinnen der VP erfuhr man dort hingegen durch eine entsprechende Nachfrage der "Bezirkszeitung". (Andrea Heigl, DER STANDARD, 16./17.5.2012)