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Steven Engelsman bei seiner ersten Pressekonferenz als neuer Direktor des Völkerkundemuseums.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien - Jeden Tag lernt der neue Direktor des Völkerkundemuseums "weitere Schätze des Hauses kennen", bekannte der am 1. Mai angetretene Steven Engelsman am Dienstag bei seiner ersten Pressekonferenz. Derzeit sind es wohl vor allem die Schätze aus der Sammlung des deutschen Südseeforschers Otto Finsch, denen ab Mittwoch (bis 8. Oktober) eine Ausstellung gewidmet ist. Bis zum Herbst hat Engelsman allerdings auch in größerem Maßstab zu tun: Bis dahin will er einen "Aktionsplan" für die nächsten fünf Jahre vorlegen, um "das Museum wieder auf Vordermann zu bringen".

Das Haus habe "eine bewegte Geschichte hinter sich", so Sabine Haag, die Generaldirektorin des Kunsthistorischen Museums, in dessen Verband sich das Völkerkundemuseum befindet. Mit Engelsman wolle man nun "ein neues Kapitel aufschlagen". Er habe den klaren Auftrag, das Museum neu zu positionieren, stärker in Wien zu verankern und räumlich auszubauen. Dass es dafür seitens des Kulturministeriums auch die entsprechende finanzielle Unterstützung geben wird, "steht nicht in Zweifel", so Haag. Die Höhe der notwendigen Investitionen soll im Herbst veranschlagt werden.

Otto-Finsch-Ausstellung

Unterdessen geht die Aufarbeitung der eigenen Sammlungsgeschichte weiter: Mit "Aus dem Pazifik" widmet man sich dem deutschen Naturwissenschafter und Ethnographen Otto Finsch, der im Zuge deutscher Kolonialbestrebungen im Pazifik eine reiche Sammlung an Objekten, Kunstgegenständen, aber auch an menschlichen Knochen, Gipsabgüssen von Gesichtern und Händen, an anthropometrischen Fotografien und vor allem an wertvollen Aufzeichnungen hinterließ.

"Er war ein großartiger Zeichner", so Kuratorin Gabriele Weiss: "Und wir haben 26 Tagebücher von seinen Expeditionen." Zu seinen Darstellungen suchte man die passenden Objekte in der rund 2.000 Gegenstände umfassenden Finsch-Sammlung des Hauses. Es ist nicht die größte: Etwa 6.000 Objekte Finschs befinden sich in Berlin, noch einmal doppelt so viele in New York. Im Paradigma von der europäischen Überlegenheit in der Kolonialforschung bleib Finsch Zeit seines Lebens "gefangen", so Weiss. Im Anschluss an seine Expeditionen war er unter anderem am völkerkundlichen Museum im niederländischen Leiden tätig - jenem Haus, das der neue Völkerkundedirektor jahrelang leitete. "Das ist also ein schöner Einstieg für mich hier", so Engelsman. (APA, 15.5.2012)