Für Nemesis, die griechische Göttin, die die menschliche Selbstüberschätzung bestraft: "Nemesims" von Muntean/Rosenblum.

Foto: Galerie Georg Kargl

Wien - Melancholie war den Bildern von Muntean/Rosenblum immer schon eigen: Obgleich jung und schön, wirken die Menschen auf ihren großformatigen Bildern vollkommen verloren und selbst dann isoliert, wenn sie in Gruppen dargestellt sind. Über die Ursachen ihrer depressiven Verstimmung konnte man bislang nur spekulieren. In der aktuellen Präsentation legt das Künstlerpaar nun aber auch Gründe für den Sinnverlust vor.

An einer freistehenden Treppe vorbei führt der Rundgang in eine Welt, die eigentlich ein Programmierer entworfen hat: Es handelt sich um ein mit Klo, Bad und Schlafzimmer ausgerüstetes Einfamilienhaus, das in dem berühmten Computerspiel The Sims der Hauptschauplatz ist.

Eingeweihten dürfte bekannt sein, dass der Spieler für seine "Sims" Konsumgüter anhäufen muss: Möbel, Kleider, Küchengeräte, aber auch Bücher und Kunst machen die Bewohner glücklich, was offenbar Sinn und Ziel des internationalen Bestsellers ist.

In der Ausstellung von Muntean/Rosenblum ist das Haus, das aus grauen Wänden und Einrichtungsgegenständen besteht, ein konsumkritisches Statement, das man gleichzeitig als Display für Ausstellungsstücke benutzt.

An den Wänden hängen etwa neue Bilder des Künstlerpaars, die vor dem Hintergrund des farblosen Einfamilienglücks plötzlich sehr optimistisch erscheinen: "I regret that it takes a life, to learn how to life", steht unter dem Bild eines jungen Mannes, der mit Designerklamotten alleine offenbar nichts anfangen kann.

In diesen aufgeladenen Kontext haben Muntean/Rosenblum nicht nur ihre eigenen Bilder gestellt: In Fortsetzung ihrer kuratorischen Arbeit in den 1990er-Jahren haben sie auch Werke von Gerwald Rockenschaub, Josef Pillhofer, H+h Joos oder Michael Gumhold in ihre Schau integriert.

Besser hat das allerdings auf der letzten Frieze in London funktioniert; denn während das Haus auf der Verkaufsmesse als (selbst)kritisches Display, also doppelter Boden fungierte, werden in der Solopräsentation die vereinzelten anderen Werke doch zu stark auf ihr Dekorationspotenzial reduziert. (Christa Benzer, DER STANDARD, 16.5.2012)