Mailand/Washington - Wegen der schlechten wirtschaftlichen Verfassung Italiens hat die Ratingagentur Moody's auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von 26 italienischen Banken heruntergestuft. Betroffenen sind auch die beiden größten italienischen Banken, die Bank-Austria-Mutter Unicredit und die Intesa Sanpaolo, die beide auf A3 gesenkt wurden, wie Moody's am Montagabend bekanntgab. Der Ausblick für alle betroffenen Banken wurde "negativ" bewertet.

Moody's begründete die Entscheidung mit der schlechten Wirtschaftslage Italiens und mit der steigenden Verschuldung des Landes. Italien sei wieder in der Rezession. Der Sparkurs der Regierung von Premier Mario Monti belaste die Konjunktur. Die durch problematische Kredite und zurückgehende Gewinne belasteten Banken seien "verletzlich". Für den Fall einer länger andauernden Rezession oder einer weiteren Herabstufung der Kreditwürdigkeit Italiens kündigte Moody's an, auch die Banken erneut herabzustufen.

Mehrstufiger Bonitätsverlust

Während Unicredit und Intesa Sanpaolo eine Bonitätsstufe einbüßten, ging es für mehrere kleinere Banken um bis zu vier Stufen nach unten. Die Bonität der italienischen Nummer drei, der Banca Monte dei Paschi di Siena (BMDP), wurde um zwei Stufen auf Baa3 gesenkt, ebenso die der Banco Popolare. Baa3 ist die letzte Stufe vor dem Ramschniveau. Die Nummer fünf, die Unione di Banche Italiane, fiel um zwei Stufen auf Baa2.

Zehn weitere Institute mussten den Absturz auf Ramschniveau verkraften, zwei bereits dort eingestufte Banken sackten noch weiter ab. Für die Banco Popolare di Cividale und die Banco Popolare di Spoleto ging es um vier Stufen von Baa1 auf Ba2 nach unten. Die Ratings italienischer Banken gehörten nun "zu den niedrigsten" unter den führenden europäischen Ländern, teilte Moody's mit.

Staatliche Kreditwürdigkeit schlägt auf Banken durch

Die Ratingagentur hatte bereits Mitte Februar angekündigt, wegen der Euro-Schuldenkrise die Kreditwürdigkeit von 114 europäischen Banken auf den Prüfstand zu stellen. Für Banken ist die Herabstufung der Kreditwürdigkeit von Staaten ein Problem, weil viele Institute Geld in Staatsanleihen anlegt haben. Zweifel an der Kreditwürdigkeit von Ländern stellen den Wert dieser Staatsanleihen in Frage. Italiens Bonität wird gegenwärtig mit A2 bewertet.

In Italien versucht Monti mit einer Expertenregierung, das Land wieder auf Kurs zu bringen. Das funktioniert jedoch nur mit einem Bankensystem, das den Unternehmen Kredite für Investitionen geben kann. Je schlechter die Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit einer Bank einstufen, desto problematischer und teurer wird die Aufnahme von Kapital für die Institute.

Die Ratingagentur führte auf der Habenseite allerdings auch an, dass die Europäische Zentralbank (EZB) dem Finanzsektor ausreichend Geld zur Verfügung gestellt habe, um Bankpleiten in naher Zukunft abzuwenden. Viele Banken hätten zudem ihre Kapitaldecke gestärkt, was sie weniger anfällig für die Auswirkungen der Krise mache. (APA, 15.5.2012)