Berlin - Am Tag nach der Preisverleihung hagelte es Schelte für die Jury: "Feige und falsch", sei der Henri-Nannen-Preis für "Bild", kritisierte die Berliner taz. Ihr fehle "offenbar zum wiederholten Mal ein klares Verständnis für die journalistischen Kriterien", kommentierte die Süddeutsche Zeitung. Die renommierte Auszeichnung für das Boulevardblatt sahen Hans Leyendecker und weitere zwei SZ-Redakteure als Affront gegen Qualitätsjournalismus und lehnten ihre Preise ab.

Der Beitrag der Bild-Zeitung über den Hauskredit von Christian Wulff, mit der die Affäre begann, sei nicht preiswürdig, urteilt Leyendecker. Den Hinweis dazu erhielt Bild von Wulff. Die Information über den Sylt-Urlaub habe der NDR aufgedeckt: "Und was dazwischen lag, war mehr Hetze denn Recherche", schreibt die taz. Über das Netzwerk Recherche fordert Leyendecker, die Jury künftig nicht mehr mit "Generalisten" zu besetzen, sondern mit Fachjournalisten. Ein Juror zog Konsequenzen: Geo-Chefredakteur Peter Matthias Gaede legte sein Mandat zurück. (prie, DER STANDARD, 14.5.2012)