Ring frei

"Wer kommt auf so eine depperte Idee, dass man den Ring am Samstag für die Autos sperrt", ärgerte sich eine Frau und trabte schnaubend weiter. Die "20.000 Frauen" waren's. Die haben sich die bürokratische Tour de Force angetan, mit den Behörden den verkehrsfreien Samstag am Wiener Ring zwischen Oper und Universität auszuhandeln, damit der - stellvertretend für das Patriarchat - besetzt werden konnte.

Foto: dieStandard.at

Enttäuschende Beteiligung

"20.000 Frauen" riefen auf, ein Zelt aufzuschlagen, oder einfach nur dabei zu sein, damit die "Zeltstadt der Frauen" mit Leben gefüllt wird. Doch 20.000 waren's bei Weitem nicht, die dem Aufruf tatsächlich folgten. Auch nicht annähernd so viele Menschen wie noch bei der großen Demo zum 100. Internationalen Frauentag letztes Jahr. Laut Behörden lag die Zahl der Teilnehmerinnen "weit unter Tausend".

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Wie weggeblasen

Das ideale Wetter fürs Campieren gab es samstags nicht: Mittags kam starker Wind auf, der das Zelt der Jungen Musliminnen Österreich wegblies. Die waren nicht die einzigen, die daraufhin die Segel strichen. Der erwartete Regen setzte ein, die Kälte kroch unter die oft sommergewandete Haut so mancher Besetzerin. Vorbei war's mit Rumfletzen, am Boden hocken oder sich auf meist nicht überdachten Bänken an Gesprächen beteiligen. Bewegung musste her, und viele bewegten sich wohl einfach ins Warme.

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Preaching to the Converted

Für PassantInnen war die brache Zeltstadt wahlweise eher Ärgernis oder willkommene Abwechslung, um ungehindert auf der sonst stark Auto frequentierten Straße schlendern oder radfahren zu können, als eine Möglichkeit zum Austausch mit den rund 60 Organisationen, die vor Ort waren.

Dabei gab es in den Zelten brennende Themen zu diskutieren, die eine jede irgendwo tangieren: Soziale Umverteilung, Frauenarbeit, Malestream, Working Poor, Rassismen, Feminismen, Utopien und Gemeinsamkeiten.

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Angebote

Für die Interessierten, die blieben, gab es körperliche Unterstützung durch Mojitos im Marea Alta-Zelt und/oder vegetarisches Essen vom BioCatering sowie Aufklärerisches vom "wandelnden Lexikon der Lust" der Grauenfruppe. Selbst Hand anlegen konnte frau nicht nur beim Sprungbrett.

Selbstgemachte Buttons standen Hoch im Kurs, Musik von Ramba Samba auch, die schon beinahe traditionell ihre Runden bei Frauendemos ziehen und nicht nur sprichwörtlich auf die Pauke hauen. 

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Aufgezählt

Mit dabei waren auch die Strickistinnen, die ARGE Dicke Weiber, der Kindergartenaufstand, die FZ-Bar, Chicklit, der Österreichische Frauenring, Amnesty, die Grünen Wien, Linkswende oder White Ribbon - um nur einen Bruchteil der vertretenen Organisationen zu nennen. Dass dennoch der Eindruck der Unbesetztheit des Rings zum Tragen kam, ist der eingeforderten Weiträumigkeit geschuldet.

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Reflexion

Mitorganisatorin Ulli Weish trug gegen die Nacktheit zwischen Nase und Lippe Bart und nahm's mit Humor, dass der Ring nicht dicht besetzt wurde: "Hauptsache, der Ring war einen Tag lang endlich Mal autofrei", scherzte sie. Welche Konsequenzen die 20.000 Frauen aus dem Großprojekt und seinem Verlauf ziehen, wird beim nächsten Plenum am 21. Mai besprochen.

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Im Anschluss noch ein paar Impressionen vom Samstag zum schnellen Durchklicken. (red, 13.5.2012)

Link: Plattform 20.000 Frauen

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