Wien - Ein flächendeckendes Angebot und Kurse, die auf die jeweilige Lebenssituation abgestimmt sind - das würde die Deutschkenntnisse der Einwanderer verbessern, sagte die Grüne Integrationssprecherin Alev Korun am Freitag bei einem Pressegespräch in Wien. Außerdem seien die Migrantenvereine in die Planung einzubeziehen. Den Wegfall der Deutschkurspflicht für türkische Staatsangehörige sieht sie als "Chance, endlich etwas Sinnvolles aufzubauen". Staatssekretär Sebastian Kurz (ÖVP) aber stelle sich tot, kritisierte sie.

Bedarfsorientierte Kurse

Unter den Migranten herrsche mittlerweile ein großes Bewusstsein darüber, dass die Sprache wichtig ist, um weiterzukommen, so Korun. Um einen Lernerfolg zu erzielen, sei es aber wichtig, die Kurse bedarfsorientiert anzubieten, betonte der Germanist Hans-Jürgen Krumm. Je nach Lebenssituation und Bildungshintergrund bräuchten die Migranten unterschiedliche Angebote. Die Kosten berufsbezogener Kurse könnten zudem zum Teil die Arbeitgeber tragen.

Kontakt zu Österreichern

Krumm forderte auch, zeitliche und finanzielle Hürden zu reduzieren. Zum einen funktioniere Spracherwerb nämlich nur dann, wenn man keine Angst davor habe, Fehler zu machen, zum anderen verpflichte die Europäische Sozialcharta dazu, den Erwerb der Sprache "nach Möglichkeit kostenlos" zu halten. Außerdem solle in diesen Kursen auch die Gelegenheit bestehen, mit Österreichern in Kontakt zu treten.

Vorbild Schweden

Nach den Kosten seiner Vorschläge gefragt, meinte Krumm: Wenn man bestehende Einrichtungen nutzen und das Geld nicht in eigene "Migrantensegregierungssysteme" stecken würde, wäre das System billiger als da heutige. Vorbildlich auf europäischer Ebene sei Schweden. Dort hole man die Arbeitgeber mit ins Boot und biete eine starke Integrationsbegleitung.

Wie erfolgreich die Kurse in Österreich derzeit sind, könnte man dagegen nicht sagen, kritisierte Korun. Um das zu bewerten, wäre eine externe Evaluierung wichtig. Das Innenministerium erhebe aber nicht einmal, wie viele Menschen die Kurse besuchen, dann aber an der Prüfung scheitern. (APA, 11.5. 2012)