Wien - Nächsten Dienstag (15. Mai) sind es fünf Jahre seit dem Verkauf der BAWAG an den US-Fonds Cerberus. Damals hatte nach Auffliegen eines existenzbedrohlichen Spekulationsskandals um die frühere BAWAG-Spitze (Stichwort: Karibik-Geschäfte, Refco) der Österreichische Gewerkschaftsbund alle seine Bankaktien abstoßen müssen. Mit Mini-Anteilen an Bord sind derzeit auch Post, Generali und Wüstenrot, ebenso der Unternehmer und Ex-Finanzminister Hannes Androsch.

Der ÖGB bekam von Cerberus im Mai 2007 rund 2,6 Mrd. Euro als Kaufpreis für das Geldinstitut, er musste sich in der Not nach fast einem Jahrhundert von der einstigen Arbeiterbank trennen. Die Bank selbst bekam von den Amerikanern eine 600 Mio. Euro schwere Kapitalspritze. Der Bund, der die BAWAG ein Jahr vorher mit einer Garantie am Leben hielt, war damit aus dem Schneider.

Cerberus hatte am 14. Dezember 2006 den Zuschlag erhalten. Das Closing war Mitte Mai 2007. Zum Verkauf wurde vereinbart, dass Cerberus die BAWAG jedenfalls fünf Jahre behält. Diese Frist liefe rein theoretisch jetzt ab.

Staatsanteile müssen noch getilgt werden

Schon länger aber war klar, dass Cerberus 2012 nicht aussteigen würde. Die internationale Finanz- und Bankenkrise machte allen vorherigen Ansagen einen dicken Strich durch die Rechnung. Von hochfliegenden Börseplänen für die BAWAG für 2012 ist seither ebenso wenig die Rede wie von Bilanzverdopplungen oder strategischen Verkäufen mit hohem Profit. Wie die meisten anderen Großbanken hat die BAWAG vom österreichischen Staat stützendes Partizipationskapital bekommen, das in den nächsten Jahren zu tilgen ist.

41 Mrd. Euro Bilanzsumme hatte die BAWAG im Jahr 2011, und 122 Mio. Euro Nettogewinn.

Zur Erinnerung: Cerberus wollte kurz nach dem Kauf seine österreichische Bank im Jahr 2012 mit immerhin 88 Mrd. Euro Bilanzvolumen bei einer halben Milliarde Euro Nettogewinn sehen.

Mehr Banken warten auf Eigentümer

Kleinaktionär Androsch geht schon länger davon aus, dass Cerberus für einen Verkauf noch ein paar Jahre warten wird. Seit die Finanzkrise hochging, warten gleich mehrere größere österreichische Banken auf neue Eigentümer. Vor allem die drei Banken in Staatshand: Hypo Alpe Adria, Kommunalkredit und neuerdings auch die ÖVAG. Gespräche über eine Fusion BAWAG und ÖVAG hatten sich vor einiger Zeit zerschlagen, heuer musste die ÖVAG schon zum zweitenmal vom Staat vor dem Zusammenbruch gerettet werden.

Noch länger beschäftigt der Skandal um Spekulationsgeschäfte der ehemaligen BAWAG-Führung unter Helmut Elsner die Justiz. Ein erster Strafprozess hat vor fünf Jahren begonnen. Der Hauptangeklagte Elsner wurde rechtskräftig zu 10 Jahren Haft verurteilt. Er saß viereinhalb Jahre davon ab, inklusive langer Untersuchungshaft. Im Juli 2011 wurde er aus Gesundheitsgründen haftunfähig erklärt. Seit Ende April geht das Verfahren gegen acht Angeklagte, auch gegen den mittlerweile 77-Jährigen Elsner, weiter, bisher stand wieder ein Spitalsaufenthalt seinen ersten Prozessterminen in "BAWAG II" entgegen. (APA, 11.5.2012)