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Foto: AP/Sang tan

London - Aus Protest gegen eine geplante Pensionsreform sind in Großbritannien am Donnerstag Zehntausende Beschäftigte des öffentlichen Diensts in einen Streik getreten. Genaue Zahlen zu den auf 24 Stunden angesetzten Streiks gab es zunächst nicht. Nach Angaben der Gewerkschaften nahmen 400.000 Staatsangestellte am Ausstand teil. Die Regierung sprach von 100.000 Teilnehmern.

Öffentliche Sicherheit at risk

Mitarbeitende von Schulen, Spitälern, Museen und anderen Behörden verliehen mit dem Ausstand ihrem Unmut über die Pläne der Regierung Ausdruck. Streikende versammelten sich vor Gerichten, Arbeitsagenturen und anderen Behörden. Zudem protestierten in London mehr als 20.000 Polizisten gegen Gehaltskürzungen. Viele von ihnen trugen schwarze Kappen mit der Aufschrift: "Die Kürzungen sind kriminell."

"Wenn ihr unsere Stellen kürzt, dann kürzt ihr die Leistungen, die wir erbringen können, und riskiert damit die öffentliche Sicherheit", sagte Paul McKeever vom Polizeibund Police Federation in Richtung der Regierung. Der Marsch der Polizisten in London sollte der größte seit 2008 sein.

Auch Personal in Gefängnissen protestierte. Da sowohl Polizisten als auch Beamte in Gefängnissen nicht streiken dürfen, nannten sie ihre Aktionen bewusst Protest. Am Streik nahmen auch Mitarbeiter der Einwanderungsbehörden an den Londoner Heathrow und Gatwick teil. Dabei kam es laut Regierungsangaben aber nicht zu großen Problemen oder längeren Wartezeiten bei der Einreise.

Regierung wiegelt ab

Es war bereits der dritte Streik wegen der geplanten Pensionsreform innerhalb der vergangenen sechs Monate. Im November waren nach Gewerkschaftsangaben aus Protest gegen Sparpläne fast zwei Millionen Menschen auf die Straßen gegangen.

Laut Regierung waren jedoch "die Mehrheit der Beschäftigten an ihrem Arbeitsplatz und der Großteil der Behörden normal geöffnet". Nach Angaben der Regierung waren Notfallpläne aufgestellt worden, um die öffentlichen Dienstleistungen aufrecht zu erhalten.

"Es ist sehr enttäuschend, dass eine Handvoll Gewerkschafter sich auf unnötige Streiks versteift, die niemandem nützen", hieß es in einer Mitteilung der Regierung. Die Pensionsreform werde nicht neu verhandelt.

Pensionsalter soll auf 67

Die Regierung will das Pensionsalter im öffentlichen Dienst von 60 auf 67 Jahre anheben. Zudem sollen Beamte mehr in die Pensionskasse einzahlen. Die Altersbezüge sollen nicht mehr nach dem letzten Gehalt, sondern nach einem Durchschnittswert berechnet werden.

Die Regierung des konservativen Premierministers David Cameron argumentiert, das derzeitige System sei unfair und wegen der höheren Lebenserwartungen nicht mehr finanzierbar.

Die Gewerkschaften kritisieren, dass ihre Mitglieder damit für weniger Geld mehr arbeiten müssten, und laufen seit etwa eineinhalb Jahren Sturm gegen die geplante Reform. Bei einer Kundgebung im Londoner Stadtteil Westminster kündigten Gewerkschafter am Donnerstag an, bis Ende des Jahres zu weiteren Streiks aufzurufen. (APA, 10.5.2012)