Ha! Schon wieder eine Freundschaftsanfrage ...

Foto: DER STANDARD

Pro: Just Join In
Von Michael Völker

Meine Freundinnen und Freunde sind fesch und witzig, manche sind cool oder gescheit, einige berühmt, viele originell, andere einfach nur lieb, ein oder zwei sind einflussreich, die meisten, nein, eigentlich fast alle sind nett. Gut, ein paar Pflicht-Freunde sind auch dabei, aber deren Aufdringlichkeiten gehen in der Masse der täglich überschäumenden Intellektualität der freundschaftlich verbundenen Statusmeldungen, die sich nahtlos an die Schlichtheit manch atemloser Belanglosigkeit fügt, ohnedies unbemerkt unter.

Nein, da würde der eine oder andere Chef, auch die Chefin nicht stören. Was sag ich da? Eine Bereicherung wäre das! Unvergleichlich wohl. Schmeichelnd und erhellend. Geradezu beglückend.

Aber jetzt ist es einmal so, dass meine Chefs und die Chefin die Aufdringlichkeit scheuen. Das Kumpelhafte ist nicht das ihre. (Und auch nicht das meine.) Manchmal habe ich gar den Eindruck, sie meiden die Geschwätzigkeit des Internet. Aber sollte sich ein Ossi oder eine Xandi bei mir melden - ich würde sie nicht abweisen.

Kontra: No Way Out
Von Gianluca Wallisch

Ha! Schon wieder eine Freundschaftsanfrage ... halt, Moment, nein! Der Chef? Das ist jetzt aber nicht dein Ernst ... was willst du von mir? Reicht dir meine Loyalität und Arbeitskraft nicht? Musst du jetzt auch noch sehen, was ich am Abend koche (vorgestern: Rotweinrisotto mit Birnen, sagenhaft), wohin ich am Wochenende mit der Vespa düse (gestern: Laxenburg, sonnig), bei welchem Heurigen ich einchecke (heute: Kritzendorf, resch) und wie unsere Katzen die Wohnung verwüsten (nachhaltig)?

Peinlich. Aber echt. Ich geh gern mit dir auf ein Bier oder zwei, aber Facebook-Buddies sein? Too much.

Peinlich. Aber auch saublöd. Wegklicken macht jetzt eher keinen schlanken Fuß, oder? Schauen wir einmal in deinem Profil nach, wie viele Freunde du überhaupt hast. Bist sicher ein einsamer Hund ... öha! 377? Da sind sogar halbwegs coole Leut' dabei. Eigentlich bist ja eh ganz nett, Scheffe ... soll ich dir eine Chance geben? Ich hab wohl nicht wirklich eine Wahl. Kann dich ja immer noch wegklicken, später einmal, wenn ich mich trau. (Rondo, DER STANDARD, 11.5.2012)