Wien – Dem britischen Ölkonzern BP ist es durch den konzerninternen Handel mit Emissionszertifikaten gelungen, die angeordnete Reduktion des Ausstoßes an Klimakillern umzusetzen. Der Konzern stößt jetzt bei Ölförderung, Raffinieren und Auftanken mit 80 Mio. Tonnen genauso viel Kohlendioxid aus wie ganz Österreich inklusive des Verkehrs. Noch vor Beginn des Tradings hatte der Ölriese über 90 Mio. Tonnen in die Luft geblasen.
"Wir haben das selbst gesteckte Reduktionsziel bereits innerhalb von fünf Jahren erreicht und sogar noch 600 Millionen Dollar eingespart", erläutert BP Austria-Chef Hans Strassl. Dafür habe man ein Bündel von Maßnahmen durchgezogen, neben Einsparungen und besserer Energienutzung auch den Handel (siehe Wissen), durch den die Hälfte des Einsparungsziels erreicht worden sei, so Strassl. Zehn Prozent sparen mussten alle Geschäftseinheiten des Konzerns in Summe, nicht aber etwa eine einzelne Tankstelle, erläutert der Ölma- nager. Wesentlich zum Ziel beigetragen hat die Senkung der Emissionen bei Ölförderung und Verarbeitung. Im Schnitt kostete die Tonne Kohlendioxid 20 Dollar.
Abbau durch Handel günstiger
Mit der Erreichung des Ziels sei aber noch nicht Schluss, sagt Strassl. In den nächsten zehn Jahren sollen die Emissionen trotz geplanten weiteren Konzernwachstums auf dem Stand von 2001 bleiben. Laut BP habe man in den fünf Jahren einiges gelernt: Durch den Handel sei der Abbau günstiger und schneller voran gekommen als mit bloßen Einsparungen. Voraussetzung dafür waren einfache Regeln, an deren Erstellungen die Londoner Börse mitgewirkt hat.
Am Anfang habe man den Fehler gemacht, einjährige Handelsperioden festzulegen, was zu völligen Preisverwerfungen am Ende der Periode geführt habe. Man müsse über mehrere Jahre handeln und so viele Player wie möglich einbinden. "Nur wenn es unterschiedliche Interessenten gibt, kann Handel funktionieren", sagt Strassl.
Klimasünder
In Österreich sind die Treibhausgasemissionen weiter im Steigen, eine Hauptfaktor dabei ist die stetige Zunahme des Verkehrs, besonders des Lkw-Transits. 2001 (neuere Zahlen liegen noch nicht vor) wurden in Österreich um 4,8 Prozent mehr Treibhausgase emittiert als im Jahr davor. Im Vergleich zu dem maßgeblichen Basisjahr 1990 beträgt das Plus gar zehn Prozent. Damit ist Österreich einer der größten Klimasünder in der EU. Nur vier Länder haben sich weiter von ihren nationalen Zielen entfernt.
Die Alpenrepublik hat sich innerhalb der EU auf eine Senkung von 13 Prozent verpflichtet, die Union muss im Schnitt eine achtprozentige Verringerung schaffen. Auch dafür schaut es alles andere als rosig aus. Dass der Ausstoß nur leicht gestiegen ist, verdankt die EU dem ökonomischen Crash Ostdeutschlands und der Umstieg der Briten von Kohle auf Gas. (Clemens Rosenkranz/DER STANDARD, Printausgabe, 21.6.2003)