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Noch liegt das Wrack vor der Insel. Aber Giglio soll nicht zur "Unglücksattraktion", das Wrack entfernt werden.

Foto: REUTERS/Max Rossi

Giglio/Rom - Österreichische Urlauber helfen dem Tourismus auf der Insel Giglio wieder auf die Beine. Fast vier Monate nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffs Costa Concordia mit 30 Toten - zwei Personen werden weiterhin vermisst - kämpft die kleine Insel im toskanischen Archipel um einen Neubeginn und rüstet sich für die Sommersaison. Zwar liegt das 300 Meter lange Wrack nahezu unverändert vor der Insel, doch die Gefahr einer Ölpest ist gebannt und noch bis Ende Mai sollen die Arbeiten für das Abschleppen des Schiffs beginnen. Mit dem schönen Wetter strömen jetzt auch die Touristen wieder auf die Insel, viele davon aus Österreich.

Mehrere Österreicher haben bereits Ferienwohnungen auf der Insel gebucht. "Giglio ist kein Ziel für den Massentourismus, eher ein Geheimtipp. Bei österreichischen Tauchern ist die Insel besonders beliebt", sagte die Wienerin Gertraud Land Schildberger, Inhaberin der Immobiliengesellschaft Brandaglia, die auf Giglio Ferienwohnungen vermietet und verkauft. Seit fast 50 Jahren arbeitet und lebt die Maklerin auf der Insel.

"Die große Angst ist vorbei. Anfangs befürchteten wir hier alle eine Ölpest. Die Sorge, dass Treibstoff aus dem Wrack fließen würde, war groß. Doch jetzt ist das Meer absolut rein. Die niederländische Gesellschaft, die das Öl aus dem Schiff gepumpt hat, hat tolle Arbeit geleistet", sagte Land Schildberger. Sie hofft nun, dass die Costa Concordia so schnell wie möglich abgeschleppt wird, dies könnte jedoch ein Jahr dauern.

Unglück machte Giglio weltbekannt

240.000 Touristen hatten im vergangenen Jahr die 21 Quadratkilometer große Insel 18 Kilometer vor der Küste der Toskana besucht. 13 Hotels mit insgesamt 600 Betten, Hunderte Ferienwohnungen und sieben Immobiliengesellschaften befinden sich auf der Insel, die im Juli und August bis zu 10.000 Personen pro Tag beherbergt. Der Tourismus generierte 2011 einen Umsatz von 50 Millionen Euro. 90 Prozent der lokalen Wirtschaft ist auf Fremdenverkehr zurückzuführen.

Das Unglück der "Costa Concordia" hat Giglio auf der ganzen Welt bekanntgemacht. Die Bewohner hoffen nun, dass die Tragödie so bald wie möglich vergessen wird und das normale Leben wieder beginnt. "Die Preise für die Ferienwohnungen auf der Insel sind nach dem Unglück nicht gesunken, sie sind stabil geblieben. Die Nachfrage hat trotz des Unglücks nicht nachgelassen", berichtete Land Schildberger.

Vermarktung unerwünscht

Den Bewohnern ist es wichtig, dass die Insel wegen des Wracks nicht zur billigen Touristenattraktion degradiert wird. "Zwar kommen immer noch Leute, um das Schiff zu fotografieren, es handelt sich jedoch mehr um Tagesausflügler, nicht um Touristen, die hier übernachten", sagte Land Schildberger. Der Bürgermeister der Insel, Sergio Ortelli, hat kürzlich den Verkauf von Ansichtskarten mit dem Wrack verboten, die um 50 Cent in den Geschäften angeboten wurden. Auch den Vorschlag einiger Bewohner, das Wrack vor der Insel zu belassen, um es als Touristenattraktion zu nutzen, lehnte Ortelli entschieden ab. "Das Concordia-Unglück darf nicht vermarktet werden. Die Insel muss weiterhin im Einklang mit der Natur und ihrem Rhythmus leben", kommentierte der Bürgermeister.

Inzwischen bemüht sich auch die Region Toskana um Unterstützung für die Insel. Die Tourismusbeauftragte der Region, Cristina Scaletti, rief Touristen in Italien und im Ausland auf, Giglio trotz des havarierten Schiffs zu besuchen. Dies sei eine Geste der Solidarität gegenüber der Insel und ihren Bewohnern, die sich sehr für die Überlebenden der Katastrophe engagiert hatten. (APA)