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Um die Millionen wirkungsvoller einsetzen zu können, braucht Österreich vor allem eines: valide Daten über den Inhalt betrieblicher Forschung.

Eine Datenlage, die unverblümt als "inferior" bezeichnet wird, bessere Abstimmung von Programmen und Instrumenten sowie die Schärfung der Ziele von Förderprogrammen - das sind drei der Kernbotschaften der vom Verkehrsministerium beauftragten Studie "Outputorientierte Evaluierung öffentlich geförderter FTI-Programme - Möglichkeiten und Grenzen". Womit klar ist, warum es in Österreichs Forschungsförderdschungel an Effizienz fehlt.

Zensuren wie diese sollten niemanden in der Szene überraschen, deckt sich die Kritik doch mit Studien und Evaluierungen sonder Zahl, die im vergangenen Jahrzehnt von Forschungsrat, Rechnungshof, diversen Ministerien, Wirtschaftsforschungs- und anderen Instituten bis hin zur EU-Kommission in Auftrag gegeben oder durchgeführt wurden. Das Zeugnis fällt immer gleich aus.

Diesmal waren es Joanneum Research und das Zentrum für Soziale Innovation, die sich an dem Thema abarbeiten durften. Ihr Urteil ist ebenso vernichtend: "Auch wenn die Anzahl der Förderfälle, Programmdesign und die Programmziele eine analytische, quantitative Methode nahelegen, kann diese nicht angewandt werden, wenn die entsprechenden Daten fehlen", heißt es in dem 187-seitigen Bericht. Und: " Es nützt gar nichts, Vorschläge über mögliche Methodenanwendungen bei unterschiedlichen Programmen zu machen, solange die Datenlage dies nicht ermöglicht."

Angesprochen sollten sich Auftraggeber Verkehrsministerium und vor allem das Bundeskanzleramt fühlen. Sie müssten das Datenschutzgesetz ändern und die Auswertung der für Analysen über die Effektivität von Förderungen notwendigen Mikrodaten erlauben. Derzeit operieren die Ministerien nämlich nur mit aggregierten Daten, nicht aber mit Mikrodaten, wie dies für international übliche ökonometrische Verfahren notwendig wäre, wie in der Systemevaluierung 2009 des Wifo kritisch angemerkt wurde.

Transparenz hilf Geld sparen

"Es ist widersinnig, dass der Staat die Statistik-Austria-Daten sammeln, diese aber nicht auswerten lässt", sagt Studienautor Christian Reiner von Joanneum Research, der für eine Gesetzesänderung wirbt. "Wenn man wie Österreich Innovation-Leader werden will, muss man auch beim Mitteleinsatz professioneller werden." Schließlich gebe Österreich deutlich mehr Geld für die Förderung unternehmerischer Forschung aus als etwa Deutschland oder die Schweiz (siehe Grafik). Daher sollte es sich Evaluierungsdefizite nicht länger leisten, mahnt Reiner, der mehr Transparenz damit argumentiert, dass Unternehmen wie Politik durch fundiertere Daten Geld sparen würden, weil die für qualitative Analysen notwendigen Interviews und Befragungen entfallen würden.

Zur Erinnerung: Im Jahr 2009 gewährte die Republik Österreich allein unter dem Titel Forschungsprämie 246 Millionen Euro an Steuergutschriften, das entspricht beinahe 60 Prozent der öffentlichen Subventionen für Forschung und Entwicklung für Unternehmen. Weitere 127, 9 Millionen Euro an Zuschüssen (ohne zinsbegünstigte Darlehen) gab die Forschungsförderungsgesellschaft FFG, 18,1 Millionen Euro kamen von den Ländern und auf 18,499 Millionen Euro wurde der Beitrag des Bundes zum firmeneigenen Bereich taxiert.

Dass der Ruf nach besseren Daten nicht eine Art Idefix heimischer Kritiker ist, zeigt der internationale Vergleich, bei dem Österreich "signifikant schlechter" abschneidet. Gehaltvollere Evaluierungen liefern vor allem die Innovationsführer in Nordeuropa. In Deutschland darf das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) Mikrodaten mit anderen Datenquellen (zum Beispiel aus Bilanzen, Patenten, Arbeitsmarkt) "matchen" und erhält so Erhellendes über Innovation.

In Bern, wo mit unternehmensbezogener F&E-Förderung traditionell sehr sparsam und Einzelprojektförderung geradezu verpönt ist (Förderungen bekommt nur der wissenschaftliche Partner, nicht der Wirtschaftsbetrieb), ist es die Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich, die Erfolgsgrößen herausdestilliert.

Vom vergleichbaren Einsatz moderner quantitativer Methoden, "die eine wissenschaftlich nachvollziehbare Analyse hinsichtlich der Effektivität staatlicher F&E-Förderungen leisten können", kann hingegen Österreich mangels Mikrodaten nur träumen.

Dabei hätten detaillierte Evaluierungen für die Politik den Vorteil, dass die volkswirtschaftliche Sinnhaftigkeit von F&E-Förderung und mit ihr die Akzeptanz der Subventionen gestärkt würden, wirbt Joanneum-Mann Reiner. Beides wäre dadurch nämlich besser argumentierbar. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 9.5.2012)