So ändern sich die Zeiten: Einst war hier in Wien-Brigittenau direkt neben der S-Bahn-Station Traisengasse in einem grauen Betonbunker das Finanzamt für den 2. und 20. Bezirk angesiedelt. Dieses übersiedelte im Herbst 2006 in den 22. Bezirk, ab Ende 2007 fungierte das Haus für zwei Jahre als Ausweichquartier für den Rechnungshof. Dann stand es ein paar Monate leer.

Nun wurde das mittlerweile schwer in die Jahre gekommene Objekt von seinem Eigentümer, der Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), ein Jahr lang runderneuert - und beherbergt nun die österreichische Medizinmarktaufsicht oder, genauer, das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG), das wiederum zur AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) gehört.

Fertigstellung der Bauarbeiten war im Jänner, die offizielle Übergabe an die AGES, die hier rund 300 Mitarbeiter hat (der Hauptstandort bleibt in der Spargelfeldstraße in Wien-Donaustadt), ist am 16. Mai.

Foto: Putschögl

Um rund 11,9 Millionen Euro ließ die BIG das Gebäude modernisieren, den Zuschlag hatte in einem EU-weiten offenen zweistufigen Wettbewerb der Entwurf der ARGE Architekt Kohlbauer/Atelier 23 ZT Gmbh bekommen (weitere Einreichungen siehe hier). Der Haupteingang an der Ecke Traisengasse/S-Bahn-Station ist nun deutlich durch eine "Eingangsbox", eine Stahl-Glas-Konstruktion  auf Ebene des Erdgeschoßes, markiert. Von dort gelangt man direkt zum ebenfalls neuen Portierbereich.

Die von Adolf Frohner gestalteten Betonreliefs neben den Eingängen (siehe Bild) wurden erhalten. An der übrigen bestehenden Betonfassade wurde im Zuge der thermischen Sanierung eine Keramikfassade inklusive Wärmedämmung angebracht, womit Niedrigenergiestandard erreicht werden konnte.

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Wichtiges Thema der Sanierungsarbeiten war außerdem die funktionelle Neugestaltung des Innenraums. Die beiden annähernd identen Trakte des Gebäudes haben nämlich unterschiedliche Gangbreiten: Trakt 1 wurde als Finanzamt errichtet, hier sind die Gänge zwischen 2,30 und 3,50 Meter breit. Trakt 2 wurde ursprünglich als Arbeitsmarktservice mit Kundenverkehr genutzt, hier haben die Gänge eine Breite von 4,90 Metern.

Eine spezielle Nachtkühlung sorgt in den Sommermonaten dafür, dass die Büros in der Nacht mit kühler Luft versorgt werden. Überströmelemente in den Oberlichten der Bürotüren leiten die Luft in die Gänge weiter.

Foto: Putschögl

Einige Zwischenwände wurden versetzt, um Büros und Besprechungszimmer ihrer neuen Nutzung entsprechend anzupassen. Zudem wurde eine eigene Besprechungsebene geschaffen und im Erdgeschoß wurden Büroräume in einen Lagerbereich umgebaut.

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Der Vermietungsgrad des modernisierten Bürogebäudes beträgt aktuell 90 Prozent, wie es vonseiten der BIG heißt.

Architekt Martin Kohlbauer hält die "grundlegende Runderneuerung von Gebäuden der jüngeren Vergangenheit" für eine immer wichtiger werdende architektonische Aufgabe. "Die Fragen nach einem neuen, markanten städtischen Erscheinungsbild, nach einer zeitgemäßen, großzügigen Umgestaltung der Innenräume sowie die nach einem nachhaltigen und gesamtheitlichen Haustechnik- und Energiekonzept konnten hier von uns idealtypisch umgesetzt werden."

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Die noch im Rendering der Architekten (siehe kl. Bild) vorgesehene Begrünung des Eingangsportals wird allerdings nicht mehr kommen. Wegen "technischer Komplexität" habe man davon Abstand genommen, erklärt BIG-Sprecher Ernst Eichinger. Er weist darauf hin, dass ohnehin der Innenhofbereich ...

Foto: Putschögl, Rendering: ARGE Architekt Kohlbauer / Atelier 23 ZT - GmbH

... begrünt wurde. Hier können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf rund 1.000 Quadratmetern in den Arbeitspausen durchatmen. Wermutstropfen: Direkt unter dem Innenhof befindet sich eine zweigeschoßige Tiefgarage mit 79 Stellplätzen, Abluftanlagen im Hof inklusive. (map, derStandard.at, 9.5.2012)

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