Berlin - Die OPEC-Staaten bekommen bei der weltweiten Ölförderung zunehmend Konkurrenz durch andere Länder. Die Ölversorgung aus Nicht-OPEC-Quellen sei stark gestiegen und werde weiter zunehmen, wie aus dem am Donnerstag in Berlin vorgelegten Weltenergiebericht des Mineralölkonzerns BP hervorgeht. Allein die russische Ölproduktion sei in drei Jahren um 25 Prozent gestiegen. Hinzu komme eine Gruppe neuer Erdöl fördernder Gebiete, deren Förderung schnell wachse.

Förderkapazitäten übersteigen Nachfrage

"Die Versorgungsquellen für Erdöl sind in der Welt immer breiter gestreut, und die weltweiten Ölförderkapazitäten übersteigen deutlich die Nachfrage", erklärte BP-Chefvolkswirt Prof. Peter Davies. Die Förderländer konnten daher während des Irak-Krieges oder bei Produktionsausfällen in Venezuela und Nigeria den Bedarf decken. Verbraucherländer hätten ihre Notreserven nicht anzapfen müssen. Die Produktion in Russland, im Kaspischen Meer, im Atlantik und in Kanada sei seit drei Jahren um insgesamt 3,3 Mio. Barrel pro Tag oder mehr als 26 Prozent gestiegen. Diese Förderung habe das Potenzial, bis 2007 um weitere fünf Mio. Barrel pro Tag zu wachsen.

Dagegen sei die Produktion der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) in drei der vergangenen vier Jahre zurückgegangen. Da die globale Nachfrage schwach und die Förderung aus Nicht-OPEC-Ländern um 1,45 Mio. Barrel pro Tag gestiegen sei, habe die OPEC ihre durchschnittliche Tagesförderung um 1,87 Mio. Barrel pro Tag reduziert. Zugleich habe sie auf Reserven zurückgegriffen, um den Markt während des Irak-Krieges zu versorgen.

China zweitgrößter Ölkonsument

China ist laut BP inzwischen zweitgrößter Ölkonsument der Welt vor Japan. Auf China seien 2002 rund 69 Prozent des weltweit gestiegenen Primärenergie-Verbrauchs entfallen. Der weltweite Ölverbrauch sei fast konstant geblieben. Der leichte Anstieg von 75,5 Mio. auf 75,7 Mio. Barrel pro Tag gehe auf das Konto Chinas, wo der Ölverbrauch um 5,8 Prozent zugelegt habe.

Erdgas wird BP zufolge immer wichtiger. Sein Anteil am gesamten Energieverbrauch sei mit 24 Prozent ungefähr so hoch wie der von Kohle. Der weltweite Verbrauch von Erdgas habe 2002 um 2,8 Prozent zugenommen. Erneuerbare Energien seien trotz eines rasanten Wachstums noch unbedeutend. Ihr Beitrag zur gesamten Stromerzeugung in der Welt sei mit 1,7 Prozent (2000) sehr gering. Der Kohleverbrauch sei um 6,9 Prozent gestiegen. Grund hierfür sei eine "erstaunliche Erhöhung" um fast 28 Prozent in China. Der Verbrauch an Kernkraft habe sich um 1,5 Prozent erhöht, ein Großteil davon in Asien. (APA/dpa)