Berlin - Zusätzliche gepanzerte Fahrzeuge, Sprengstoffspürgeräte und Spürhunde sollen die Sicherheit der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF verbessern. "Wir transportieren unsere Soldaten jetzt nur noch in gepanzerten Fahrzeugen oder Hubschraubern. Nicht zuletzt deshalb werden wir mit weiteren zehn Fuchs-Transportpanzern verstärkt", sagte der deutsche Kommandant der ISAF-Truppen, General Norbert van Heyst, der "Welt am Sonntag". Angesichts der prekären Sicherheitslage wachsen in der rot-grünen deutschen Regierung nun offenkundig die Zweifel an einer Ausweitung des Bundeswehr-Einsatzes über Kabul hinaus.

Zuspruch der Bevölkerung ungebrochen

"Wir haben jetzt auch den Einsatz elektronischer Sprengstoffspürgeräte und von Spürhunden beschlossen." Zudem seien Sperren an den Einfallstraßen der Hauptstadt Kabul und verstärkte Patrouillen angeordnet worden. Kommandant van Heyst sagte, er fühle sich trotz des jüngsten Anschlags bei seiner Arbeit sicher: "98 Prozent der Bevölkerung sind froh, dass wir hier unseren Dienst tun. (...) Sorgen bereiten uns die zwei Prozent aus Ex-Taliban, El Kaida und Hekmatyar-Anhängern."

Einsatz außerhalb Kabuls zu riskant

Nach einem Bericht des Magazins "Der Spiegel" rückte die Regierung inzwischen vom Wunsch der USA ab, den ISAF-Einsatz über Kabul hinaus auszweiten. Auf Grund der Erkenntnisse des Erkundungsteams vor Ort setze sich im Auswärtigen Amt nun doch die Auffassung durch, ein Einsatz außerhalb Kabuls sei zu riskant, hieß es in dem Bericht. Außenminister Joschka Fischer habe den Verteidigungsminister in die Klemme gebracht, den er drängte, den USA nachzugeben und deutsche Soldaten zum Schutz ziviler Wiederaufbauhelfer in die Provinz zu schicken, etwa nach Herat.

Eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes sagte nun, die Rückkehr des Erkundungsteams werde zunächst abgewartet. Auf Grundlage der Ergebnisse werde dann über eine Ausweitung des Einsatzes entschieden. Eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums sagte, das Erkundungsteam kehre voraussichtlich am Sonntag aus Afghanistan zurück. Eine Vorfestlegung von Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) habe es nicht gegeben. Struck habe bereits mehrfach gesagt, dass über einen erweiterten Einsatz erst im September entschieden werde.

Allgemeine Verschlechterung der Sicherheitslage in Afghanistan

"Der Spiegel" berichtete unter Bezug auf das deutsche Erkundungsteam, fast in ganz Afghanistan verschlechtere sich die Sicherheitslage. Taliban und andere Islamisten kehrten ins Land zurück. Mit der diesjährigen Opium-Rekordernte wachse zudem der Einfluss der Drogenbarone. Es seien weitere Anschläge auf Bundeswehr-Soldaten zu befürchten.

Afghanistan und die USA drängen auf eine Ausweitung der internationalen Militärpräsenz über das Gebiet von Kabul hinaus, um die Autorität der afghanischen Regierung unter Präsident Hamid Karsai zu stärken. Außerhalb Kabuls wird das Land faktisch von regionalen Kriegsherren und Stammesführern kontrolliert. Deutschland hatte sich wegen der angespannten Sicherheitslage lange gegen eine Ausweitung des ISAF-Einsatzes gestellt. Im Mai hatte sich Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) beim Besuch von US-Außenminister Colin Powell in Berlin jedoch erstmals offen für eine Ausweitung gezeigt.

Anfang Juni waren in Kabul vier deutsche Soldaten bei einem Selbstmordanschlag getötet worden. Nach Angaben Strucks steckt ein Mitglied der Islamisten-Organisation El Kaida hinter dem Anschlag. Die Bundeswehr ist mit rund 2.500 Soldaten von insgesamt 4500 ISAF-Soldaten in Kabul stationiert. Deutschland und die Niederlande haben derzeit das Kommando der Truppen. Österreich hat seinen ISAF-Einsatz am Ende des Vorjahres beendet; das Kontingent war einer deutschen Einheit unterstellt gewesen. (APA/Reuters/AP)