In meinem Vertrag als Ombudsfrau steht nicht, dass ich Fragen nur dann beantworten darf, wenn ich sie beantworten kann. Außerdem habe ich großen Respekt vor "Sommerthemen" mit ihren leichten, seichten, heißen, Schweiß treibenden Fragen, die niemals in der Öffentlichkeit gestellt werden - und privat nur in Ausnahmezuständen zwischenmenschlicher Ratlosigkeit. Fragen, die der Wissenschaft zu schlüpfrig, dem Feuilleton zu billig und dem Boulevard zu heikel sind. Fragen, die nicht hierher gehören aber auch nirgendwo anders hin (was ihre Beantwortung umso schwieriger gestaltet.) Zudem fühle ich mich geschmeichelt, von Lesern und Leserinnen trotz meiner konservativen Ausführungen zum Thema Partnerschaft doch immer wieder in eine der von mir weitest entfernten Ecken gedrängt oder gestellt zu werden, nämlich in die von Polly Adler reservierte Sex-and-the-City-Sauna-Ecke, aus der uns auch meine unermüdliche Kollegin Gerti Senger noch immer stürmisch zuwinkt und uns ihre neuesten Aufgüsse zuwachelt. Aber bitte, Leserin Patricia bildet sich ein, es unbedingt von mir wissen zu wollen:

"Liebe Linda Reiter, helfen Sie mir, mit ewigen Klischees aufzuräumen. Wir brauchen nach einer ausgelassenen und beinahe entglittenen Badeteichdiskussion eine Schiedsrichterin. Sagen Sie uns: Wann ist ein Mann gut im Bett?"

Liebe Patricia, wie gesagt bin ich da nicht überdurchschnittlich kompetent, aber ich bemühe mich um eine wenigstens partielle Beantwortung: Ein Mann ist gut, wenn er spricht. Ein Mann ist gut, wenn er hält. Ein Mann ist im Bett, wenn er die Socken ausgezogen hat. Ein Mann ist gut im Bett, wenn er ein Buch liest, wenn er sich nicht gleich wegdreht, wenn er auch träumen kann, ohne zu schlafen und wenn er schläft, ohne zu schnarchen. Man sollte sich aber auch mit Teilerfolgen zufrieden geben. Höre ich von einer Freundin: "Mein Mann ist gut, aber im Bett", so würde ich meinen: Viel besser als umgekehrt.

Freundlichst, Linda Reiter (Der Standard/rondo/20/06/2003)