Wien - Wien hat einen neuen Chefarzt - und es ist ein Sozialdemokrat: Thomas Szekeres ist am Montag zum neuen Wiener Ärztekammerpräsidenten gekürt worden. Zwar kam der Karrieresprung durchaus überraschend, der 50-jährige Mediziner ist aber trotzdem alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Denn schon seit 2007 übt er in der Kammer das Amt des Vizepräsidenten aus. Medial präsent war er zuletzt vor allem als umtriebiger Betriebsrat und Protestorganisator am Wiener AKH.

Auch dort war der rote Ärztevertreter durchaus erfolgreich: Mit gut besuchten Betriebsversammlungen und einem öffentlichen Info-Event im Foyer des Großspitals schaffte er es wiederholt in die Schlagzeilen. Szekeres verlangte von der Medizinischen Universität Wien - die der Arbeitgeber des ärztlichen Personals ist - eine Rücknahme angekündigter Sparmaßnahmen. Letztendlich wurde sogar ein Streik nicht mehr ausgeschlossen.

Spezialgebiet Krebsforschung

Das schier Unmögliche wurde schließlich erreicht: Der Bund machte Extra-Gelder locker, in Form einer Überbrückungshilfe an die Uni. Dies wurde durchaus auch als persönlicher Erfolg des Betriebsratschefs gewertet. Dass er wenig später von einer "ersten Konsequenz der Personalreduktionen" sprach, nachdem eine Schwangere nach einem Besuch im AKH ihr Kind verloren hatte, brachte ihm hingegen eine Würdigung als "Dolm der Woche" im "Falter" ein.

Thomas Szekeres wurde am 6. April 1962 in Wien geboren. Sein Medizinstudium schloss er 1988 ab. 1994 begann er als Facharzt für Labordiagnostik zu arbeiten. 1997 wurde er zum außerordentlichen Universitätsprofessor ernannt. Wenn er nicht Standespolitik betreibt oder um AKH-Mittel kämpft, arbeitet Thomas Szekeres im Zentrallabor des AKH. Sein Spezialgebiet ist die Krebsforschung - wobei seine Arbeit, wie er versichert, auch internationale Beachtung findet.

Vorstandsmitglied in der zumindest bisher schwarz dominierten Ärztekammer ist er seit 2001. Von 2003 bis 2007 war er dort Forschungsreferent. Seit Mai 2007 ist er Vorsitzender der Kurie der angestellten Ärzte - und 1. Vizepräsident der Wiener Ärztekammer.

Senkung der Beiträge gefordert

Im Wahlkampf machte er sich unter anderem dafür stark, dass Ärzte weniger zahlen müssen - nämlich an die eigene Standesvertretung. Die Kammerumlage und der Beitrag zum Wohlfahrtsfonds sollten gesenkt werden, lautete die Forderung des roten Spitzenkandidaten. Auch der Wunsch nach mehr Kassenverträgen wurde geäußert.

Die elektronische Gesundheitsakte ELGA nahm er ebenfalls ins Visier, allerdings nicht ganz so vehement wie sein Widersacher, der VP-Kandidat Johannes Steinhart. ELGA solle jedenfalls in der derzeit geplanten Form nicht eingeführt werden, forderte Szekeres. Das Geld, das dabei in die EDV gesteckt werde, könne besser investiert werden, etwa in die Gesundheitsprävention bei Jugendlichen, lautete jüngst sein Vorschlag. (APA, 7.5.2012)