Vor 26 Jahren explodierte im Kernkraftwerk Tschernobyl in der damals noch zur Sowjetunion gehörenden Ukraine ein Druckröhrenreaktor - die bis dahin schwerste nukleare Katastrophe weltweit. Die Zahl der Todesopfer infolge des schweren Unglücks ist umstritten. Noch heute leiden in der Region große Landstriche unter der Verstrahlung.

Konstruktions- und Bedienungsfehler führten am 26. April 1986 zur Kernschmelze und zur Explosion des Reaktormantels. Ein druckfester Sicherheitsbehälter fehlte, Trümmer und spaltbares Material wurden hinausgeschleudert. Eine 30 Kilometer große Sperrzone um den Reaktor wird bis heute streng bewacht.

Insgesamt war ein Gebiet von mehr als 200.000 Quadratkilometern in der Ukraine, Weißrussland und Russland stark betroffen. 120.000 Menschen wurden umgesiedelt. Das Ausmaß der Katastrophe wurde von der Sowjetführung tagelang verschwiegen.

Mehr als 600 Millionen Menschen sollen nach Angaben von Kritikern der Atomenergie gesundheitlich von der Katastrophe betroffen sein, weil sie erhöhter Strahlung ausgesetzt sind. Radioaktive Partikel hatten sich über große Teile Europas verbreitet. Ärzte sehen darin ein Risiko für Krebs und andere Krankheiten. Die Zahl der Todesopfer lässt sich kaum schätzen - die Weltgesundheitsorganisation sprach von bis zu 17.000 Toten, Atomkritiker gehen von 100.000 und mehr aus.

Eine neue Schutzhülle über dem Katastrophenreaktor soll 2015 fertiggestellt sein. (red, DER STANDARD, 8.5.2012)