Wie Medienfuzzis bei Kim kocht vorglühen: Cocktail von Sake und Prosecco

Kim kocht
Einladung, daher kein Preis

Der Fidler dachte Fisch, Kim machte aber mit Tofu

Die Jakobsmuschel mit Pomelo kam mir ein bisschen zu dessertig daher.

Dreimal Tun im Etagerl - der mittlere mit Cassis war mir ein bisserl zu süß.

Der Barsch im Sack, mir ein bisschen wenig Fischgeschmack zwischen Zitrone und Schärfe.

Ein Mangoraviolo geht immer noch vor dem Hauptgang.

Thai-Hühnercurry, ordentlich scharf, mit Berberitzenreis.

Schön. Und gut (sagen die Mitesser und -innen): eine kleine, wie ich höre feine Dessertvariation noch.

Alle Fotos: Harald Fidler

Sohyi Kim muss man mögen, schon für ihre unendlich geduldige Freundlichkeit mit ahnungs- und geschmacklosen Gästen. Die dämlich fragen, mit welchen Fischhäppchen sie denn aus der Küche gegrüßt wurden. Oder ob das so sein soll, dass der Branzino mit Zitrone vor allem nach Zitrone schmeckt. Wie ich eben.

Als mich ein Fernsehsender, einer der eher kleineren Sorte aus dem benachbarten Ausland, zu einer Präsentation bei Kim kocht einlädt, erinnere ich mich an einen ehemaligen Bundeskanzler, der dort sehr teuer gegessen und vermutlich vor allem getrunken haben soll. 1510 Euro für zwei, drei Personen, wenn ich mir das richtig gemerkt habe. Ich denke, da bleiben wir doch deutlich darunter - und sind jedenfalls deutlich mehr.

Der Sender und sein Vermarkter haben gleich das ganze Lokal gemietet für, grob geschätzt, zwei bis drei Dutzend Stars (von denen die des Abends leider dann doch keine Zeit hatten), Manager, Mitarbeiter und vor allem österreichische Journalisten, Medien-, Society- und was da so dazwischen passt. Gemeinsam sind wir wohl teurer als Gusis Tafelrunde, pro Kopf garantiert bei einem Bruchteil, aber gewiss doch deutlich über dem Essenseinladungslimit, das der deutsche Magazinriese Gruner+Jahr den Seinen verordnet hat. - Wenn mich nicht alles täuscht: 40 Euro.

Sake und Samen

Aber wie wurden wir hier nun genau angefüttert? Die Küche grüßt erst mit einem Apero aus Sake und leider wohl hitzebedingt etwas entperlten Prosecco über, hm, in Erdbeere und Zitronensaft eingelegten Samen, deren Mutterpflanze ich mir leider nur mit Zitronenmrcznbrzn oder so ähnlich notiert habe, zudem Chili. Nach unten hin immer schärfer, die Samen selbst versuchen die wenigsten aus ihrem Glas zu bekommen.

Soja, nicht Fisch

Schon handfester wird mit einem Süßkartoffelsüppchen mit Zitronengras gegrüßt und zwei dick besauceten Scheibchen, die ich auf den ersten Blick als Fisch identifziere und mich davon auch beim Kosten nicht abbringen lasse.

Typisch Fidler: War Tofu, erklärt mir die Chefin entspannt und freundlich, als ich sie nach dem Fisch frage. Dem ewig schon dieses Lokal schwänzenden Dilettanten ergänzt sie auch gleich vorsorglich, sie kocht vornehmlich vegetarisch und Fisch. Warum, habe man sie gefragt, als sie anfing? Fisch kann ich, habe sie gesagt. Leuchtet mir ein. 

Pomelo, nicht Grapefruit

Nur für diesen Abend wünschten sich die Fernsehfritzen halt auch einen Fleischgang, sagt sie gleich danach, deshalb kommt noch Hühnercurry auf uns zu. Ein eher thailändisches Curry, erklärt sie mir, als ich Mimose nach Luft schnappe, heißer Luft, es war ja ein sehr hochsommerlicher Abend.

Bis dahin kommt noch eine sehr spannend aussehende Jakobsmuschel auf Juzu-Sauce, mit Granatapfel und Pomelo (Grapefruit!, irrte der Fidler wie gewohnt), Mandeln und Trüffelsalz. Mir Geschmacksverirrtem kam dieser Gang fast ein bisschen zu süß daher. Aber was weiß ich schon.

Dreierlei Tunfisch stapelt sich da schon vor uns, ein Tatar mit Bärlauchmantel, ein Carpaccio mit Cassis-Chilisauce (die mir sehr süß daherkam, aber von den Kapazundern um mich als gelungener Kontrapunkt zur ersten Variante gesehen wurde), und im Erdgeschoß des Tragerls noch kurz gebraten mit Orangencreme. Ich umschiffe Thunfisch sonst inzwischen meistens (davor habe ich aber halbe Weltmeere unbedacht leergefressen, zugegeben). Nur Wildfang komme ihr in die Küche, hat Frau Chefin eingangs noch betont.

Forsch am Barsch

A propos: Da sind wir schon beim "Wolfsbarsch im Cedrizitronensack mit frischen Kräutern, violetten Gnocchi und Olivenöl". Und bei der nächsten Frage an Frau Chefin, die sich da schon redlich müht, zwischen den Raus- und Rauchgängen der Medienmenschen vernünftige Gar- und Servierzeiten zusammenzubringen. Nämlich der Frage: War das Absicht, dass man von dem Gericht doch ziemlich wenig Wolfsbarsch, aber sehr, sehr viel forsche Zitrone, dem üppig gepolsterten Bett des Barschs im Sack, schmeckte, und dessen ziemlich scharfe Tuchent zudem, aber eher wenig vom Fisch? Ich jedenfalls.

Aber was will einer, der Soja als Fisch isst, schon über Fischgeschmack sagen? Ja, sagt Sohyi Kim, das war Absicht mit den Agrumen. Sie kam in Mailand drauf, wo Zitronen mit Olivenöl praktisch schon ein Gericht darstellten. Ein schmucker Mangoraviolo noch für zwischendurch, dann kommt das Fleisch. Von der Schärfe des tadel- wie fraglosen Huhns in Begleitung von Berberitzenreis hab ich oben schon berichtet.

Zum Dessert kann ich nichts sagen, außer, dass die versammelte Medienmeute da noch einmal richtig fröhlich wurde über Kims Zugang zu Apfelstrudel, Schoko & Co, und dass die Nachspeise wirklich sehr schön aussah.

Wein ohne Wildsau

Womöglich war ein Teil der Fröhlichkeit den Ausschnitten aus dem Programm des Fernsehsenders und manches Stars geschuldet, gewiss aber auch der Weinbegleitung: basic Veltliner von Taubenschuss, 2010, wenn ich mich richtig erinnere, aus Poysdorf. Kim kocht & trinkt, gemischter Satz vom Nussberg. Und ein 2011er Rotgipfler vom Freigut Thallern aus Gumpoldskirchen. Der erinnerte erfreulicherweise gar nicht an Pferd oder Wildsau. Und dass die Medienmeute trotz merkbarer Trinkfreude damit in Gusenbauersche Dimensionen vorgestoßen wäre, kann ich mir nun wirklich nicht vorstellen.