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Christian Konrad kann seinen Abgang kaum erwarten, Erwin Pröll reicht es schon, Michael Häupl hat auch nicht mehr viel Zeit, und Erwin Hameseder lechzt nach seinem großen Auftritt (v. re.).

Foto: APA/robert jäger

Wien - Bei Raiffeisen beginnen neue Zeiten: Der scheidende Obmann der Raiffeisen Holding, Christian Konrad, schien die Absenz von Regierungsmitgliedern nichts auszumachen, denn "die eigentliche Regierung sitzt ja da", sagte er bei der Jahrestagung von Raiffeisen, der die Landeshauptleute Michael Häupl und Erwin Pröll beiwohnten.

Erwin Hameseder zieht in den Aufsichtsrat der Landesbank ein und folgt Konrad als Obmann der Raiffeisen Holding. Klaus Buchleitner, bisher Chef der Raiffeisen Ware Austria (RWA; Lagerhäuser), wird das operative Geschäft der beiden Unternehmen leiten. Das kam durchaus überraschend. Intern wurde spekuliert, dass die Führung getrennt wird: Gemunkelt wurde, dass Kurt Miesenböck, Hameseders Stellvertreter in der Beteiligungsholding, zum General aufsteigt. Und für die Raiffeisen Landesbank NÖ/Wien (RLB) ein eigener Chef installiert wird. Genährt wurden die Spekulationen, weil Veronika Haslinger Mitte 2011 in den Holding Vorstand berufen wurde. Haslinger war davor die rechte Hand von Miesenböck.

Da hat wohl Christian Konrad im Geheimen ein letztes Mal Regie geführt. Hameseder wird zudem Aufsichtsratschef der Raiffeisen Zentralbank (RZB).

Wichtiges Asset der RLB

Diese bzw. die Raiffeisen Bank International ist auch das wichtigste Asset der RLB. Und nun wird intern heftig gerätselt was Buchleitner, der am 1. Juni seine beiden neuen Jobs übernehme wird, alles ändern wird. Fest steht, er nimmt niemanden mit aus der RWA. Die Erwartungshaltung in der RLB ist folgende: Buchleitner habe sehr erfolgreich die RWA saniert und ein striktes Kostenmanagement durchgezogen. Selbiges werde er wohl auch bei der RLB und der Holding tun. Hier gebe es noch Potenzial.

Denn das Ergebnis der RLB hängt im Wesentlichen davon ab, wie viel Dividende die RBI ausschüttet. Die RLB ist indirekt mit rund einem Drittel an der RBI beteiligt und damit der größte Aktionär.

Konrad, der im Juli 70 wird, zieht sich aus dem Uniqa-Aufsichtsrat zurück und übergibt den Vorsitz an Walter Rothensteiner, der Konrad als Generalanwalt des Raiffeisenverbandes nachfolgen wird. Im Medienbereich (Kurier, News-Verlag) dürfte er ebenfalls noch bleiben, ebenso im Aufsichtsrat von Do & Co.

Milliardenschwerer Bauchladen

Die Raiffeisen Holding gilt wie das Pendant in Oberösterreich als milliardenschwerer Bauchladen mit mehr oder weniger rentablen Firmen. In der Holding sind neben der RLB Anteile an der Strabag, Agrana, Leipnik Lundenburger, Nöm und eben der Medienbereich gebündelt. Die ebenfalls zur Raiffeisen gehörende Uniqa Versicherung hat bereits begonnen, nicht zum Kerngeschäft gehörende Beteiligungen zu verkaufen.

Vor der Jahrestagung im Wiener Messezentrum wurde traditionell der Gottesdienst im Nebenraum des Veranstaltungssaals gefeiert. Dem Propst, der ein Requiem für Christian Konrad ausgerufen hatte, rief der scheidende Generalanwalt zu: "Ich werde dich zeitgemäß informieren und einladen."

Seinen Rückzug sieht Konrad als Übergabe zum richtigen Zeitpunkt: "Ich habe weder Leichen im Keller, noch bin ich krank, noch ham's mich außegschmissen", tönte das wirtschaftliche und politische Schwergewicht.(Claudia Ruff, DER STANDARD; 5.5./6.5.2012)