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Bis zur Jahrhundertwende sagt der DWD einen Temperaturanstieg von drei Grad voraus.

Foto: EPA/Bernd Maerz

Der Klimawandel lässt nicht nur die Temperaturen stetig steigen, er verändert auch die allgemeine Wetterlage nachhaltig. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass unsere Wetterküche durch den Klimawandel kräftig in Bewegung gebracht wird", sagte Klaus-Jürgen Schreiber, Experte des Deutschen Wetterdienstes (DWD), am Donnerstag auf der alljährlichen DWD-Klimakonferenz in Berlin. 

Überschwemmungen nehmen zu

Das bedeutet vor allem mehr Extremwetterlagen. Anhand einer Auswertung globaler Klimadatenbanken sowie weltweiter und eigener Forschungsergebnisse kommt Schreiber zu dem Schluss: Die Hauptwindsysteme der Erde verlagern sich zu den Polen hin. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts waren es schon etwa 180 Kilometer. Damit verrutscht in Europa die Westwindzone der mittleren Breiten nach Norden. 

Die Folgen: Der Winter wird milder und regenreicher. Durch vermehrt heftige, kurze Regenfälle nimmt die Überschwemmungsgefahr zu. Im Sommer führen die Veränderungen zu mehr Trockenheit und tendenziell mehr Dürren, Niedrigwasser und damit zu Risiken in der Wasserversorgung. Davon betroffen sei vor allem die Landwirtschaft, aber auch Energieversorger und Wasserwerke.

2011 als Anschauungsbeispiel für den Klimawandel

Das Jahr 2011 ist laut DWD symptomatisch für den Klimawandel. In Österreich war es das sechstwärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen 1767, in Deutschland war es sogar das viertwärmste seit Messungsbeginn. Auf der ganzen Welt war es um 0,4 Grad wärmer als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Das sind allerdings keine Ausnahmen. In den vergangenen 30 Jahren waren weltweit 28 Jahre wärmer als der Durchschnitt.

"Der Klimawandel hat seine Richtung nicht geändert", folgerte DWD-Klimaanalytiker Gerhard Müller-Westermeier. Zwar würden auf lange Sicht immer wieder wärmere und kältere Jahre auftreten. Diese für das Klima typische Schwankung ändere aber nichts am langfristigen Trend.

Kein Land bleibt verschont

"Dieser Trend zu steigenden Temperaturen ist ungebrochen. Kein Land wird von den Folgen des Klimawandels verschont bleiben und kein Land kann diese Herausforderung alleine stemmen", warnte DWD-Vizepräsident Paul Becker und sprach auch eine mögliche Klimaflucht an.

Der DWD forderte deshalb auch, dass die Erkenntnisse des Klimawandels viel mehr in nationale Entwicklungspläne und Gesetze einfließen müssten. Auch die Wirtschaft sollte sich stärker darauf einstellen. (mvu, derStandard.at, 4.5.2012)