Frankfurt - Nach enttäuschenden US-Arbeitsmarktdaten und vor wichtigen politischen Wahlen in Frankreich und Griechenland hat der deutsche Aktienmarkt am Freitag kräftig nachgegeben. "Bei so viel Unsicherheit haben sich viele Anleger lieber aus dem Markt zurückgezogen", sagte ein Händler. Der Leitindex DAX büßte 1,99 Prozent auf 6.561,47 Punkte ein und verlor damit auf Wochensicht 3,4 Prozent. Der MDAX gab um 2,41 Prozent auf 10.588,95 Punkte nach und der TecDAX sank um 1,81 Prozent auf 781,53 Punkte.

In den USA waren im April mit 115.000 Stellen deutlich weniger Jobs geschaffen worden als erwartet. Zudem stehen am Wochenende wichtige Wahlentscheidungen an. In Frankreich zeichnet sich nach 17 Jahren konservativer Herrschaft ein Machtwechsel ab. In Griechenland stehen die Wähler vor dem Dilemma "Fortsetzung der extrem schmerzhaften Reformen oder Bankrott". Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank, sagte: "Der Mai macht seinem Ruf alle Ehre." Dennoch glaubt er, "Merkollande muss nicht schlechter funktionieren als Merkozy".

Nach der Zahlenflut vom Vortag war die Agenda zum Wochenabschluss mit Quartalsberichten von Linde, Wacker Chemie und Morphosys deutlich übersichtlicher. Der Industriegase-Spezialist und Anlagenbauer Linde war vor allem dank der weiter großen Nachfrage in Asien und Amerika mit Umsatz-und Gewinnzuwachs ins neue Jahr gestartet. Für die WestLB waren die Ergebnisse zwar solide, mittelfristig sieht sie aber nur noch geringes Potenzial für die Aktie. Das Papier sank um 1,17 Prozent.

Am DAX-Ende lagen die E.ON-Papiere, nachdem der Versorger seine Dividende von je einem Euro pro Aktie ausschüttete. Die Papiere der Munich Re waren vor stark erwarteten Zahlen am kommenden Dienstag mit plus 0,42 Prozent stärkster Dax-Wert.

Die Papiere von Wacker Chemie im MDAX büßten 6,05 Prozent ein und gaben damit ihre kräftigen Vortagesgewinne mehr als ab. Der Halbleiter-Zulieferer und Chemiekonzern war verhalten in das laufende Jahr gestartet und enttäuschte so manchen Anleger. Gagfah dagegen sprangen am Nachmittag an die MDAX-Spitze und legten um knapp ein Prozent zu, nachdem das Rückkaufangebot für eigene Aktien großen Anklang gefunden hatte und mit 6,70 Euro das obere Ende der Preisspanne erreicht worden war.

Gigaset rutschten belastet von einer Schiedsklage durch Evonik um etwas mehr als zehn Prozent ab und Centrotherm büßten nach schwachen Zahlen sogar fast 18 Prozent ein und markierten ein Rekordtief. (Reuters, 4.5.2012)