René Luckhardt eignete sich in frühen Gemälden (Selbstporträt, 1993) den Stil Egon Schieles an. Jahre später inspirierten ihn Posen des Expressionisten für eine Fotoserie, die er nun wiederentdeckt hat. 

Foto: Galerie Bernd Kugler

Innsbruck - Ein hagerer nackter Mann posiert in extremer Pose. Sein Körper ist in strahlend gelbe und grüne Farben getaucht. Unheimlich sind nicht nur diese, sondern auch die knochigen Finger und sein geradezu teuflischer Blick.

René Luckhardt (geb. 1972) ist 21 Jahre alt, als dieses Selbstporträt entsteht: Unverkennbar übt Egon Schiele eine Faszination auf den jungen Künstler aus. Luckhardt setzt sich intensiv mit Schieles Malstil und dessen Inszenierung auseinander. Jahre später, 1996, als der deutsche Künstler am Chelsea College of Art and Design in London studiert, wird der österreichische Expressionist noch einmal Zentrum seiner Auseinandersetzung - diesmal im Medium Fotografie.

Der nicht entwickelte Film zur 140 Foto-Negative umfassenden performativen Serie war lange verschollen. Erst jetzt entdeckte Luckhard, der inzwischen auch als Kurator tätig ist, seine eigene Arbeit wieder und zeigt nun eine kleine Auswahl in der Innsbrucker Galerie Bernd Kugler.

Während Schieles Selbstporträts an einer fragilen Brüchigkeit angesiedelt sind, treibt Luckhardt seine fotografischen Selbstdarstellungen an scheinbar schmerzhafte aktionistische Grenzen: Er streckt seinen bemalten Rücken, der wirkt, als sei er mit grün-roten Striemen übersät, in die Kamera oder "drapiert" seinen Torso auf blauem Tuch.

Mit farbigen Strichen betont er seine Rippen, mit kreisrunder Fläche die Scham. Gespreizte Hände imitieren Schieles Posen, den Kopf zwingt er zur Seite, Augen, Mund und Brustwarzen rot betont.

Diese Sensibilisierung und der unheimliche Charakter dieser frühen Serie schließt nahtlos an René Luckhardts späteres Werk an. Auch da kreist er immer wieder um psychische Zustände, Unzeitgemäßes oder Unbewusstes. (Tereza Kotyk, DER STANDARD, 4.5.2012)