Samsung stellte am Donnerstag sein neues Android-4.0-Herogerät vor: Das Galaxy S III.

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Wie stark das Interesse an einem neuen Stück Hardware ist, lässt sich mittlerweile recht zuverlässig am Umfang der im Vorfeld kursierenden Gemengelage aus Gerüchten, Fehlinformationen und echten "Leaks" ablesen. Vor allem Produktvorstellungen von Apple lösen dabei immer wieder aufs Neue einen durchaus beeindruckenden "Hype" aus. Doch längst ist der iPhone-Hersteller nicht mehr exklusiv in dieser - marketingtechnisch durchaus erfreulichen - Position. Hat sich doch die Tech-Community in den letzten Wochen beinahe schon täglich mit neuen "Informationen" zu Samsungs nächstem Eintrag in der Galaxy-Reihe überboten.

Launch

Nun sind aber all diese Spekulationen Makulatur. Im Rahmen eines eigenen Launch-Events hat Samsung am Donnerstagabend in London ganz offiziell den Schleier gelüftet: Mit dem Galaxy S III hofft der Hardwarehersteller einen würdigen Nachfolger für das meistverkaufte Android-Smartphone des vergangenen Jahres gefunden zu haben.

Hardware

Die Hardwareeckdaten bewegen sich dabei im Rahmen dessen, was schon im Vorfeld spekuliert worden war: Kernstück ist ein mit 1,4 GHz getakteter "Exynos Quad", also ein Vierkernprozessor aus Samsungs eigener Fertigung. Als Display kommt ein stolze 4,8 Zoll großer Super-AMOLED-HD-Screen zum Einsatz, dabei handelt es sich quasi um den Nachfolger des beim Galaxy Nexus eingesetzten Bildschirms: Die Auflösung von 720 x 1.280 Pixel ist identisch, allerdings soll die Farbechtheit deutlich verbessert worden sein, und man verspricht einen reduzierten Stromverbrauch. Allerdings fällt das Fehlen des Zusatzes "Plus" im Namen auf, und das heißt hier tatsächlich: Wie schon beim Galaxy Nexus kommt wieder eine "Pen Tile Matrix" beim Display zum Einsatz.

Speicher, online und offline

Wie von anderen aktuellen Android-Smartphones gewohnt, bietet das Galaxy S III 1 GByte RAM, zum Ablagern lokaler Daten sind wahlweise 16 oder 32 GByte vorgesehen. Hier stehen also derzeit zwei unterschiedliche Modelle zur Wahl, eine Ausgabe mit 64 GByte soll folgen. Wem das noch nicht reicht, der kann den Speicherplatz noch per MikroSD-Karten erweitern, bis zu 64 weiteren GByte sollen sich auf diesem Weg nutzen lassen.

Aus dem vorab spekulierten Samsung-eigenen Cloud-Angebot "S-Cloud" ist zwar zumindest vorerst nichts geworden, trotzdem will man dem Mitbewerb in dieser Kategorie  nicht so einfach einen Vorteil überlassen. Entsprechend ist beim Galaxy S III nicht nur - wie beim HTC One X - Dropbox vorinstalliert, BesitzerInnen des neuen Smartphones bekommen zusätzlich auch noch (zwei Jahre lang) 50 GByte freien Speicher bei dem Cloud-Service geschenkt - womit man den bei der direkten Konkurrenz gebotenen Speicherplatz noch einmal verdoppelt.

Die Abmessungen des Galaxy S III betragen 136,6 x 70,6 x 8,6 mm, das Gewicht liegt bei 133 Gramm. Der Akku ist mit 2.100 mAh recht großzügig ausgelegt. Als Softwarebasis dient Android 4.0.4 "Ice Cream Sandwich", das Samsung mit einer neuen Generation der eigenen Touchwiz-Oberfläche und zahlreichen Extra-Funktionen versehen hat.

Kamera

Für ansprechende Fotos soll eine 8-Megapixel-Kamera sorgen, die wie schon das ebenfalls von Samsung gebaute Galaxy Nexus mit "Zero Shutter Lag" aufwarten kann - also besonders schnelle Auslösezeiten verspricht. Zudem gibt es eine "Burst Shot" genannte Serienbildfunktion, mit der 20 Bilder in schneller Folge aufgenommen werden können. Videoaufnahmen sind mit bis zu 30 Bildern pro Sekunde bei Full-HD (1080p) möglich. An der Frontseite ist eine zweite Kamera mit 1,9 Megapixel verbaut, die unter anderem HD-Qualität beim Videochat möglich machen soll.

Der Frontkamera kommt beim Galaxy S III aber auch sonst eine besondere Bedeutung zu: Unter dem Namen "Smart Stay" hat Samsung eine Technologie entwickelt, die automatisch erkennen soll, ob die NutzerInnen gerade ihre Augen auf das Smartphone gerichtet haben, also etwa aktiv einen Text lesen. Ist dies der Fall bleibt der Bildschirm automatisch an, wird also auch ohne laufende Touch-Eingaben nicht abgeschaltet, was bei anderen Smartphones schon mal ein Ärgernis darstellen kann. Der Hersteller betont, dass diese Funktion tatsächlich zuverlässig funktionieren soll, Klarheit wird hier wohl aber erst ein Realtest bringen.

Sprache

Besonders betont Samsung die Möglichkeiten das Galaxy S III per "natürlicher" Spracheingabe zu steuern, unter dem Namen S-Voice hat man sich hier ebenfalls eine eigene Lösung einfallen lassen. Als Einsatzgebiete nennt der Hersteller etwa das Sprechen des Befehls "Snooze", um dem Wecker mitzuteilen, dass man noch gerne ein paar Minuten weiterschlafen möchte. Aber auch das Verfassen von E-Mails und Kalendereinträgen oder die Anwahl eines Lieblingssongs sollen sich über S-Voice einfach erledigen lassen - ein Hauch von Siri also für das Galaxy S III. Dabei werden derzeit acht Sprachen unterstützt, neben englisch befindet sich auch deutsch auf dieser Liste.

Eine weitere Anstrengung zur Vereinfachung des digitalen Alltags stellt Samsung unter den Begriff "Bewegungssteuerung". Kontextsensitiv soll das Smartphone intelligent auf gewisse Aktionen der NutzerInnen reagieren. So vibriert dann etwa das Galaxy S III direkt beim Aufheben, wenn das Gerät länger ruhig gelegen ist, und zwischenzeitlich ein Anruf eingegangen ist. Ein weiteres Anwendungsbeispiel: Wird während dem Schreiben einer SMS das Mobiltelefon zum Ohr geführt, kann schnell ein Anruf an die betreffende Person initiiert werden.

Beam

Auch sonst ist beim Galaxy S III ein verstärkter Trend zum Ausbau von Android-Kernfunktionalitäten zu erkennen. Unter dem Titel "S Beam" nimmt man das von den Geräten der Nexus-Linie her schon bekannte "Android Beam" und erweitert es um die Möglichkeit größere Datenmengen zu übertragen. Auf diese Weise soll sich etwa ein 1 GByte umfassendes Video in 3 Minuten drahtlos von Gerät zu Gerät transferieren lassen. Um dies zu ermöglichen wird NFC mit WIFI Direct kombiniert.

Dem drahtlosen Austausch von Informationen widmen sich auch "AllShare Cast" und "AllShare Play". Mit ersterem können Dateien direkt auf einen Fernseher übertragen werden, hinter dem zweiten Begriff verbirgt sich die Möglichkeit verschiedene Inhalte - etwa Musik oder Videos - zwischen dem Galaxy S III und anderen DLNA-fähigen Geräten zu streamen. Diese Funktionalität nutzt man übrigens auch für ein Feature namens "Screen Share", wer will kann also die Anzeige am eigenen Smartphone-Bildschirm mit anderen NutzerInnen teilen.

Videos

"Pop up Play" heißt eine Funktion, die das reibungslose Weiterlaufen von Videos beim Wechsel auf andere Programme (etwa um mal schnell in die Mails zu schauen) garantieren soll. Das Video wird dabei über die Zweitanwendung geblendet, Position und Größe können die NutzerInnen selbst bestimmen. Die Bildergalerie kann mit "Buddy Photo Share" aufwarten, einem Feature, das durchaus dazu geneigt ist, Privacy-sensiblen Personen einen Schauer über den Rücken zu jagen: können dabei doch die eigenen Fotos automatisch mit allen darauf abgebildeten Personen geteilt werden - natürlich nur, wenn diese korrekt identifiziert werden. Und noch eine Neuerung: Dank WLAN-Kanalbündelung soll das Galaxy S III - bei entsprechend ausgerüsteten Netzen - eine deutlich verbesserte Übertragungsgeschwindigkeit bieten.

Varianten

Mit der Präsentation des Gerätes wird auch die aus zwei Farbklecksen bestehende Teaser-Grafik für den Event klar: Soll doch das Galaxy S III vorerst ausschließlich in den Farben "basaltblau" und "marmorweiß" erscheinen. Andere Farbausführungen sollen zu einem späteren Zeitpunkt folgen, auf einen konkreten Zeitrahmen will sich der Hersteller in dieser Frage aber noch nicht festlegen. Wichtiger als die Farbwahl ist aber ohnehin wohl die neue Design-Linie mit einem Hang zu runderen Formen, die trotz der großen Abmessungen dafür sorgen soll, dass das Galaxy S III optimal in der Hand liegt. Diese Linie soll übrigens für die gesamte neue "S-Generation" beibehalten werden.

Ende Mai

Zumindest europäische Smartphone-KonsumentInnen brauchen nicht mehr allzu lange warten, bis sie das Galaxy S III selbst ausprobieren können: Bereits ab dem 29. Mai soll die 3G/HSPA+-Version des Geräts hierzulande erhältlich sein, LTE-Ausgaben sollen anderen Märkten (wie den USA und Japan) vorbehalten bleiben. Informationen zum Listenpreis gibt es derzeit allerdings noch nicht, er dürfte sich aber wohl - ohne Vertrag - rund um die 700 Euro bewegen. Von den österreichischen Mobilfunkbetreibern bestätigten vor Ort sowohl A1 als auch T-Mobile, dass sie das Galaxy S III aufnehmen werden, wobei die 32-GByte-Variante in Österreich A1 vorbehalten bleiben soll. (Andreas Proschofsky aus London, derStandard.at, 3.5.2012)