Zeit seines Lebens wollte Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse nicht, dass seine Werke verfilmt werden. Wer am Mittwochabend seine Erzählung Die Heimkehr sah, kann das verstehen.

Die Geschichte selbst ist ebenso simpel wie zeitlos. August Staudenmeyer, der es im Ausland zu Reichtum gebracht hat, kehrt nach 30 Jahren in sein schwäbisches Dorf zurück.

Foto: ORF/SWR/Bavaria Fernsehproduktion/Markus Fenchel

Dort muss er jedoch bald erkennen, dass dieser Ort ihm niemals mehr Heimat sein kann. Engstirnige Bewohner findet er vor. Sie allesamt sind zwar ganz spitz auf die fesche Witwe Katharina Entriß, machen der Unnahbaren aber gleichzeitig das Leben schwer.

1914 hat Hesse, dessen Todestag sich im August zum 50. Mal jährt, die Erzählung geschrieben. Ungleich mehr Menschen durchleben heute Weggehen und Rückkehr als schwierigen Prozess, könnten also mit dem Heimkehrer mitfühlen.

Foto: ORF/SWR/Bavaria Fernsehproduktion/Markus Fenchel

Doch der, dargestellt von August Zirner, trifft in seinem Dorf auf ein derartig übertriebenes Grauen, dass gar keine Emotion aufkommen will. Die tumben Dorfbewohner - von der saufenden Bürgermeistergattin bis zum hartherzigen Vetter des Heimkehrers - schwäbeln sich so holzschnittartig durch den Film, als gelte es einen Satirewettbewerb zu gewinnen.

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Dies erlaubt zwar Heike Makatsch, eine umso ehrbarere und rechtschaffene Witwe zu geben. Doch auch sie wirkt in ihrer guten und reinen Stube, als habe man sie in ein historisches Puppenhaus gesteckt.

Erst am Schluss, als die beiden Außenseiter im Zug sitzen und das Dorf gemeinsam hinter sich lassen, wird die Stimmung deutlich - aber auch nur dank Hesse-Fan Udo Lindenberg, der den Song zum Film singt. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 4.5.2012)

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