An drei Terminen wird "ZiB 2"-Moderator Armin Wolf im Wiener Audimax zu sehen sein. "Ich bin besser im Fragen als im Antworten", gibt er zu. Dennoch stellt er sich im UniStandard dem Rollentausch.

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UniStandard: Aufgrund der großen Nachfrage Ihrer Vorlesung nächste Woche wurden die Einheiten ins Audimax der Uni Wien verlegt. Wann waren Sie eigentlich das letzte Mal dort?

Armin Wolf: Ich glaube, das letzte Mal im Jahr 1993. Es war eine hochinteressante Zeitgeschichte-Vorlesung, die ich leider zu einem großen Teil verschlafen habe, weil ich davor im Radio Frühdienst hatte. Ich war auch letztes Jahr dort, als Palfrader, Scheuba und Maurer die Grasser-Protokolle vorgelesen haben.

UniStandard: Was heißt Universität für Sie?

Wolf: Primär ist es für mich so etwas wie Sehnsucht, denn ich konnte leider nie ausschließlich studieren. Vom ersten Tag an habe ich hauptberuflich gearbeitet und bin immer nur schnell auf die Uni gehuscht.

UniStandard: Sind Sie eigentlich für Studiengebühren?

Wolf: Ich habe da zwar eine ganz dezidierte Meinung dazu, spreche aber nicht im öffentlichen Raum darüber. Den Politikern, die ich zu dem Thema interviewe, würde ich sonst nicht mehr neutral gegenüberstehen.

UniStandard: Wie haben Sie sich auf die Theodor-Herzl-Dozentur vorbereitet?

Wolf: Die Rolle des Lehrenden kenne ich schon, und sie macht mir Spaß. Trotzdem ist die Herzl-Dozentur anders, weil sie eine besondere Ehre für mich ist. Bisher habe ich nur Proseminare geleitet, keine Vorlesungen. Es sind nur drei Termine, und die Erwartungshaltung ist anscheinend relativ hoch. Auf Facebook und Twitter gab es viele Reaktionen, als die Dozentur angekündigt wurde.

UniStandard: Obwohl die Vorträge ins Audimax verlegt wurden, werden nicht alle Interessenten Platz finden. Warum wird es eigentlich kein Streaming geben?

Wolf: Mit den Menschen, die sich die Vorlesung im Stream ansehen, kann ich nicht diskutieren. Das ist weder für sie noch für mich spannend. Ich bin ein großer Fan der Präsenzuniversität.

UniStandard: Sie sind Österreichs beliebtester Twitterer und nutzen Social Media stark für Ihre Arbeit. Darf man sich also auf Lehre 2.0 einstellen?

Wolf: Nein. Na ja, insofern "zweinullig" dass hoffentlich viel Dialog stattfinden wird. Es wird eine ganz herkömmliche Vorlesung, aus der sich dann hoffentlich eine Diskussion entwickelt.

UniStandard: Viele Ihrer Zuhörer wollen später vermutlich auch als Journalist arbeiten. Kann man das an der Uni überhaupt lernen?

Wolf: Natürlich hilft eine gewisse Begabung, aber Journalismus kann man auf jeden Fall lernen. Theoretisch auch auf der Uni. Trotzdem finde ich einen Bewerber, der Arabisch studiert hat, tausendmal spannender als jemanden mit einem Doppeldoktor in Publizistik und Theaterwissenschaft.

UniStandard: Jungen Menschen sagt man oft Politikverdrossenheit nach - das Durchschnittspublikum der "ZiB 2" ist nicht besonders jung. Wie weckt man Interesse an politischer Berichterstattung?

Wolf: Das versucht meine erste Vorlesung zu beantworten. Wie man Menschen für Politik selbst begeistern kann, weiß ich auch nicht. Ich bin nicht ohne Grund Journalist und nicht Politiker geworden. (Lara Hagen, UniStandard, DER STANDARD, 3.5.2012)