Das Wiener Kollektiv Thalija erschafft auf "III" ein ästhetisches Gesamtkunstwerk.

Foto: David Murobi

THALIJA
III
(Pumpkin Records)

Das Bandkollektiv Thalija veröffentlicht mit seinem Album III ein Manifest der Konsequenz. Ohne Bedarf Worte zu verlieren, ergeht sich die Wiener Formation in klanglandschaftlicher Entwurfskunst, deren Ergebnisse meist im Epos enden. Das unterstreichen Stücke wie 22, das sich über eine Viertelstunde Zeit nimmt, um sich vollständig zu entfalten. Der Fundus von Thalija lässt sich im Erbe von Bands wie Sonic Youth, Glenn Branca, Mogwai oder Sigur Ròs festmachen, diese Namen sollen aber nur zur Einordnung dienen, hier wird nicht geklaut, sondern an einer Ästhetik gearbeitet, die nur im Albumformat voll aufgeht. Die größte Gefahr solcher Unterfangen, das Abgleiten ins Esoterisch-Ätherische, wird stets vermieden, selbst bei länglichen Stücken droht keine Langeweile nicht. Beste Tracks: 21, 22. 

FLORIAN HORWATH
Tonight
(Stereo Deluxe)

Neuseeland hat der Welt den Low-Fi-Pionier Chris Knox geschenkt. Mit verwegener Heimwerkermusik und bösen, ja nachgerade pösen Texten verzückt der sein Publikum. Nebenbei fiel eine Ästhetik ab, die für das Pate gestanden haben könnte, was Florian Horwath auf seinem neuen Album Tonight bietet. Hier dominieren zerbrechliche Folkkleinodien, die nicht selten in die Nähe von Schlafliedern für Kinder kommen; das würde den Titel erklären, den eine liebliche Instrumentierung unterstreicht. Dass bei einer solchen Ausrichtung das Welthitpotenzial bescheiden ist, beschneidet nicht den Charme dieser Produktion, obwohl einem auf voller Länge Herr Knox dann doch näher ist. Bester Song: Come Love The Day. 

HANS IM GLÜCK
(Couch Records)

Das Cover von Hans im Glück ziert ein sympathischer Zeitgenosse, dem es jedoch ein wenig an der Kinderstube mangelt. Das konveniert mit einer eher sauertöpfischen Stimmung auf dem Debüt dieses Wiener Gespanns, das mittels Elektronik zusätzlich Bass generiert. Die deutschen Texte genügen sich selbst und passen zu der zwischen Punk und Elektronik angesiedelten Musik. Bester Song: Ich will brennen. 

BUNNY LAKE
The Sound Of Sehnsucht
(Universal)

Der Albumtitel ringt mit seinem bilingualen 1980er-Jahres-Schmäh vergeblich um Bedeutung, denn das anvisierte große Popmoment, auf das das Wiener Duo Bunny Lake angeblich zielt, will sich nicht einstellen. Der auf Sound Of Sehnsucht produzierte Elektro-Pop auf Basis von heißer Luft und dünnen Stimmchen erstarrt in drolligen Gesten und betört wie eine verödete Krampfader am Tanzbein Dieter Bohlens - abzüglich dessen musikalischen Talents. Bester Song: Schwer zu sagen.

KOMMANDO ELEFANT
Scheitern als Show
(Las Vegas Records)

Mit naseweisen Alltagsbetrachtungen, die zu mehr oder weniger knackigen Slogans auf eingängiger Indie-Rock-Mucke verdichtet werden, erfreut das Kommando Elefant die Zielgruppe "Für immer Student". Die Musik des heiteren Unternehmens irritiert auf keinem WG-Fest, der Aufrissquotient von Liedern wie Ich bin ein Arschloch oder Wir sprengen Krokodile kann sich mit dem eines Marvin-Gaye-Stücks aber nicht messen, ist also eher im unteren Bereich zu vermuten. Bester Song: Michaelas Tanzbar. (flu, Rondo, DER STANDARD, 4.5.2012)