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Radln treiben das Geschäft der Sporthändler an.

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Wien - Hervis stärkt sich mit einem internationalen Partner. Mehr als ein Jahr liefen die Verhandlungen und nährten Gerüchte in der Branche, die in falschen Spekulationen über eine Abgabe von Filialen an die Schuhkette Deichmann gipfelten. Seit Mai ist die Katze aus dem Sack und von Verkauf keine Rede: Hervis einigte sich mit Franzosen auf eine enge Zusammenarbeit bei Einkauf und Markenpolitik.

Basis ist eine Joint-Venture-Gesellschaft mit Sitz in Genf, die den Österreichern wie den Franzosen und ihrer Groupe Go Sport zu gleichen Teilen gehört. Hervis ist eine Tochter der Handelsgruppe Spar, Go Sport ist Teil des rund 30 Milliarden Euro Umsatz schweren Lebensmittelriesen Casino.

Der Deal sei keine Pflichtübung, sondern Kür, sagt Hervis-Chef Alfred Eichblatt. Auch unter den Lieferanten laufe ein Konzentrationsprozess. Das Joint Venture ermögliche gebündelte Beschaffung und einen Zugang zu Marken, die beim jeweils anderen bisher nicht vertreten sind. Eine Überschneidung bei den Standorten gebe es nicht.

Hervis setzt mit gut 170 Filialen in Österreich und Osteuropa mehr als 450 Millionen Euro um. Die an der Pariser Börse notierte Go Sport Groupe erzielt mit 350 Läden 680 Millionen Euro und ist neben Polen und Frankreich stark im Mittleren Osten aktiv. Gemeinsam reihen sie sich unter die fünf größtem Sportartikelhändler Europas.

Chancen in Osteuropa

Hervis sieht ihre Chancen nach wie vor in Osteuropa, obwohl sich dort etliche Händler blutige Nasen holten. Auf überhitzte Expansion war der Einbruch der Kaufkraft gefolgt. Schwankende Wechselkurse schlugen sich hart in den Bilanzen nieder. Ketten wie Gigasport legten daraufhin den Retourgang ein. Eichblatt prüft nun eine Übernahme einzelner Filialen des steirischen Händlers in Tschechien. Auch in Rumänien und Kroatien seien weitere Standorte geplant.

Peter Wahle hingegen bereut bis heute nicht, auf den Schritt in den Osten verzichtet zu haben. Aus heutiger Sicht "sind wir der Lucky Loser" , sagt der Vorstand der Sport Eybl & Sports Experts AG. Rau ist das Umfeld freilich auch in Österreich. Das magere Wintergeschäft kostete die Sporthändler enorm an Kraft. Auch wenn es heuer bisher sehr gut gelaufen sei, nicht zuletzt wegen des boomenden Radlabsatzes: Die Einbußen abzufedern werde schwierig.

Veränderungen zeichnen sich auch in seiner Gruppe ab. Die Lizenzverträge mit der Intersport-Genossenschaft laufen in einem Jahr aus, die Kooperationsvereinbarungen 2016. Unter Mitbewerbern zweifelt kaum einer, dass es zur Trennung kommt: Zu konfliktreich seien die Beziehungen und zu unterschiedlich die Zukunftspläne. Wahle legt sich dazu nicht fest. " Wir haben noch Zeit, um uns zu entscheiden." Auch wenn der Einkauf bei Intersport mittlerweile stark reduziert wurde: "Wir sind nach wie vor ihr größter Kunde."

Nur als "kurze Atempause" wertet Sporthandelsobmann Ernst Aichinger die jüngst flaue Entwicklung der Branche: Über die Jahre legte sie im Schnitt regelmäßig um mehr als drei Prozent zu. (Verena Kainrath, DER STANDARD, 3.5.2012)