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Wenn es so weitergeht, kommt es gar noch zu einer "Deutsche, wir lieben euch"-Aktion in Österreich.

Foto: Reuters/Bensch

Die "Iraner, wir lieben euch"-Initiative eines Israelis hat massenhaft Nachahmer gefunden: Israelis, die es ihrem Landsmann gleichtun, Iraner, die ihre Liebes-Gegenschwüre nach Israel senden, aber auch viele Bürger vieler anderer Länder, die nun einander ihr "Love" durch den Internet-Äther entgegenschleudern. Man kann auch mehrere Länder gleichzeitig lieben oder gleich die ganze Welt. Und wenn es so weitergeht, kommt es gar noch zu einer "Deutsche, wir lieben euch"-Aktion in Österreich.

Denn die Sache ist ansteckend. Die bilateralen Beziehungen zwischen Ägypten und Saudi-Arabien haben sich vergangene Woche so verschlechtert - Auslöser war die Verhaftung eines ägyptischen Anwalts in Saudi-Arabien, der den saudischen König beleidigt hat -, dass Riad sogar seinen Botschafter aus Kairo abzog. Eine der Folgen der diplomatischen Krise ist ein Twitter-Sturm, in dem ägyptische und saudi-arabische Aktivisten einander ihrer Wertschätzung versichern. Sie rufen sich per Twitter die Namen von Persönlichkeiten des jeweils anderen Landes zu, die "uns berührt haben".

Das alles ist leicht als naiver Stuss abzutun, aber intelligenter als "Jeder Schuss ein Russ" etc. ist es allemal. Es hat immer Menschen gegeben, denen Mobilisierung von oben zuwider war, aber die waren bisher eher einsam. Jetzt treffen sie sich im virtuellen Raum - damit über diesen auch einmal etwas Gutes gesagt sei. (DER STANDARD, 2.5.2012)