Bild nicht mehr verfügbar.

Durch die richtige Patientenaufklärung könnten Einsparungen von bis zu einer Milliarde Euro erzielt werden, schätzt der Kardiologe Manfred Zehetgruber.

Foto: dpa/Ronald Wittek

Wien - Spitzenmedizin funktioniert nur, wenn der Patient mitmacht. Das heißt: seine Medikamente wie vorgeschrieben einnimmt und seinen Lebensstil ändert. Doch genau diese "Compliance" (Lernwilligkeit) sei das größte Manko im Gesundheitswesen, sagt Manfred Zehetgruber, Kardiologe am AKH. Die Patienten würden oft falsch, zu kurz oder in der falschen Sprache über ihren Anteil am Gesundwerden informiert werden.

"Der österreichische Patient versteht nur 60 Prozent von dem, was der Arzt in der dreiminütigen Visite erklären kann. Der Patient mit Migrationshintergrund und Deutschkenntnissen etwa 30 bis 40 Prozent", so Zehetgruber.

Mehrsprachiges Aufklärungsvideo

Gemeinsam mit dem Regisseur Herbert Habersack, selbst Mediziner, entstand das Projekt MultiMed21. Ein Video soll in mehreren Sprachen über den Spitalsaufenthalt, die Krankheit, die Behandlung und die Eigenverantwortung aufklären. "Es funktioniert wie die Sicherheitsinfo im Flugzeug", erklärt Habersack.

Der Patient bekommt ein iPad in die Hand, auf dem der passende Film eingestellt ist. "Wir wollen jedem zeigen: Wir bemühen uns um dich persönlich." Deshalb spricht Zehetgruber die Eingangssequenz auch selbst auf Deutsch, Türkisch und Bosnisch/Serbisch/ Kroatisch. "Das ist eine Frage der Zuwendung", sagt der Arzt.

Kein Budget

Weil es kein Budget dafür gibt, hat er bisher Informationsmaterial für seine Station auf eigene Kosten produziert. Das Filmprojekt fördert nun die Technologieagentur der Stadt Wien (ZIT). Über den Sommer soll der Erfolg gemessen werden: 100 Herz-Kreislauf-Patienten werden konventionell - also über Papier - und weitere 100 zusätzlich via Video informiert. Das Arztgespräch bleibt für beide Gruppen wie bisher.

Zehetgruber und Habersack wollen somit beweisen, wie viel Einsparungspotenzial in der richtigen Aufklärung liegt. Bis zu einer Milliarde Euro, schätzt Zehetgruber. In den Filmen sollen aufwändige Medizinanimationen und Comicsequenzen vorkommen, die Hauptrolle spielt die türkischstämmige Miss Germany, Asli Bayram. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 30.4.2012)