"O Thiasos" ("Die Wanderschauspieler") ist einer der Filme, mit dem das Filmmuseum Theo Angelopoulos ehrt.

Foto: Österreichisches Filmmuseum

Wien - Griechenland ist ein Land mit einer uralten Geschichte, aber nur einer kurzen demokratischen Tradition. Dieses Verhältnis hat die Filme von Theo Angelopoulos geprägt, der über Jahrzehnte nahezu im Alleingang sein Land im Weltkino vertrat.

Zu Beginn dieses Jahres kam er bei einem Verkehrsunfall ums Leben; er war gerade mitten in den Dreharbeiten zu einem neuen Film. Zum Gedenken an diesen großen Künstler zeigt das Filmmuseum ab heute, Freitag, eine Auswahl aus Angelopoulos' Werk .

Es sind eher frühe Arbeiten, die auf dem Programm stehen, acht Filme aus den Jahren 1970 bis 1988. In Rekonstruktion erzählte Angelopoulos zu Beginn seiner Karriere von einem Mordfall in einem Dorf, eine Geschichte, die er aus verschiedenen Perspektiven in den Blick nimmt, ohne eine bestimmte Interpretation zu privilegieren.

Die Spannung zwischen Archaik und Moderne ist hier konstitutiv, erlaubt aber natürlich nur einen modernistischen Ansatz - andernfalls würde die Erzählung selbst in den Mythos zurückfallen (eine Versuchung des späten Angelopoulos).

Einer der Höhepunkte der griechischen Reise im Filmmuseum ist zweifellos der selten zu sehende O Megalexandros (Der große Alexander), in dem ein Freiheitskämpfer zum Terroristen zu werden droht und revolutionäres Ethos in Terror umschlägt.

Die große Zusammenschau erfolgte aber schon 1975 in O Thiasos (Die Wanderschauspieler), einem Nationalepos, das auf die gesamte Kulturgeschichte durchsichtig ist, so wie in Griechenland bei allen Krisen eben auch noch dieses andere Element zumindest in Spuren präsent ist, dem Angelopoulos sein Lebenswerk gewidmet hat: ein Bewusstsein für die Vergänglichkeit der großen Projekte, aus dem erst die gelassene Hoffnung auf bessere Zeiten erwachsen kann. (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 27.4.2012)