Es ist einer der regnerischen Apriltage, an dem ich zum Zirkus an den Wiener Stadtrand fahre. Zwischen der Südautobahn und alten Industriebauten in Vösendorf hat Louis Knie Junior eine Handvoll Zelte und eine kleine Siedlung aus großen Kraftfahrzeugen aufgeschlagen.

Foto: derStandard.at/Michael Matzenberger

Zig Wohnwägen und -mobile, mehrere Laster, ein Kassen- und ein Toilettenwagen und die Zelte für Manege, Tiere und Gastronomie müssen mehrmals pro Jahr auf- und wieder abgebaut werden - in Österreich und oft auch im Ausland. Das fahrende Gewerbe sei immer ein großer logistischer Aufwand, sagt einer der Bühnenarbeiter, aber wer für den Zirkus geboren ist, dem mache das nichts aus.

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Mit dem früheren Österreichischen National-Circus Louis Knie ist der Circus Louis Knie Junior nur indirekt verknüpft. Ersterer musste unter Direktor Louis Knie Senior im Jahr 2005 zusperren, der Junior, einst selbst im Programm des National-Circus, gründete sein eigenes Unternehmen. Er führte die Familie damit in die siebente Generation eines Gewerbes, das heute mit der Konkurrenz der Multiplex-Kinos und millionenschwerer Sportevents zurechtkommen muss.

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Wie Louis Knie ist seine elfjährige Tochter Alexa seit jungen Jahren im Geschäft. Auch Knies Frau Ilona, links im Bild, tritt die größte Zeit ihres Lebens und im aktuellen Programm auf. Sie reitet die "Ungarische Post".

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Etwa 60 Tiere sind mit dem Zirkus auf Tour. Araber und Friesen decken den Pferdeverband ab, obendrein treten Ponys, Kamele, Lamas und Hunde auf. Die immer wieder aufflammende Kritik an der Tierhaltung in Zirkussen weist Louis Knie in seinem Unternehmen zurück. Die Harmonie in der Mensch-Tier-Beziehung sei entscheidend für das Wohlbefinden der Tiere, man lebe nicht von, "sondern mit unseren Tieren".

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"Clown kann man nicht lernen, das ist man hier drinnen", sagt Carnellis und klopft auf seine Brust. Geboren wurde er in Frankreich, heute lebt er drei bis vier Monate im Jahr in Prag.

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Die restliche Zeit ist Carnellis mit verschiedenen Zirkussen auf Tour. An jedem Vorstellungstag richtet er sich vor der ersten der beiden Aufführungen rund eine Dreiviertelstunde lang für seine Auftritte her.

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Clown sei die schwierigste Nummer in jeder Zirkusshow, sagt Carnellis. Er soll zwischen den Einsätzen der Kollegen das Publikum bei Laune halten, hat seine eigenen Szenen und muss jederzeit zu improvisieren in der Lage sein.

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Mühelos ist freilich auch der Arbeitsalltag der Artisten nicht. Während die Kinder und ihre Eltern vor der Manege noch über einen Boxsketch lachen, hat das Duo Sifolinis für seine waghalsige Performance sein "Todesrad" in Stellung gebracht. Auch Röhrenmensch "Slinky", Jongleure, Seil- und andere Akrobaten rüsten sich zweimal täglich hinter dem Manegenvorhang für ihre Darbietungen - einige hochkonzentriert, andere mit Dehnungs- und Atmungsübungen.

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In Vösendorf hat der Zirkus seine Zelte schon wieder abgebaut. Sie stehen jetzt in Stadlau. (Michael Matzenberger, derStandard.at, 27.4.2012)

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