Am Donnerstag stimmte der Senat der Universität Wien über die Einführung autonomer Studiengebühren ab. Da Demonstranten die Eingänge zum Sitzungssaal blockierten, konnten die Senatsmitglieder mit der Abstimmung erst verspätet beginnen. Die Polizei räumte schließlich das Gebäude.

"Heute zeigen wir dem Rektor, dass wir da sind." Bei sonnigem Wetter, mit bunten Plakaten und lauter Musik protestierten am Donnerstagnachmittag mehrere hundert Studierende vor und im Hauptgebäude der Universität Wien gegen die Einführung autonomer Studiengebühren. Der Senat hielt zeitgleich eine Sitzung ab, in der über die Einführung der Studienbeiträge abgestimmt wurde. Die Protestierenden versuchten, das Zustandekommen der Sitzung zu verhindern.

Foto: derStandard.at/Winkler-Hermaden

David Albrich, 25, studiert Technische Physik an der TU Wien und ist einer der Organisatoren des Protests. Er solidiarisiert sich mit seinen Kollegen der Uni Wien, wie er im Gespräch mit derStandard.at sagt. Für ihn ist der Protest eine Reaktion darauf, wie mit den Studierenden vergangene Woche bei der Räumung des Audimax umgegangen worden sei. "Das hat gezeigt, wie wenig wir mitzureden haben", kritisiert er. "Es geht um unsere Uni, und wir werden nicht aufgeben."

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Am Infostand haben die Demonstranten für alles gesorgt, was man für eine Demo braucht: Info-Folder, Megafone - und natürlich die Rechtshilfe-Flyer.

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Auch die Polizei war anwesend, hielt sich zunächst aber im Hintergrund.

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Ben Wolff, 20, ist BWL-Student an der Wirtschaftsuniversität Wien. Warum er als Banane verkleidet ist? "Das steht symbolisch für die Bananenrepublik Österreich", sagt der junge Mann mit norddeutschem Akzent. Er ist gegen die Wiedereinführung von Studiengebühren, denn: "Damit kann man die Budgetlöcher auch nicht stopfen."

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Neben der Forderung, keine Studiengebühren einzuheben, protestierten die Studierenden am Donnerstag auch gegen die Abschaffung des Bachelorstudiums Internationale Entwicklung. Bereits vergangene Woche gab es dagegen Proteste, die schlussendlich zur Besetzung des Audimax führten.

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Diesmal ist das klare Ziel der Studierenden, die Uni zu stürmen und die Sitzung des Senats zu stören. Auch eine Besetzung wollten die Studierenden zunächst nicht ausschließen.

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Diese vier Studenten kamen als Rektor Heinz Engl, Vizerektorin Susanne Schnabl, Vizerektor Heinz Faßmann und Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle verkleidet. Mit den Kostümen sollte gezeigt werden, dass die Rektoren Marionetten des Ministers sind. Auf die Frage, warum sie sich verkleidet habe, antwortet die Engl-Imitatorin: "Was heißt verkleidet? Ich bin ja der Diktator."

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Einzelne Studierende ergriffen das Wort, um ihre Standpunkte darzustellen. Viele zeigten sich zornig, dass das Rektorat über ihre Köpfe hinweg entscheiden will. Für Wortmeldungen gab es tosenden Applaus. Viele sprachen sich auch für die Abschaffung der Studieneingangsphase (STEOP) aus.

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Kritisiert wurden die mangelnden Mitsprachemöglichkeiten im Uni-Senat. Von 18 Sitzen entfallen nur vier auf Studenten.

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Diese Studentin hat sich als Clown maskiert.

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"Wessen Uni? Unsere Uni!" Unter lautem Geschrei zogen die Demonstranten schließlich ins Hauptgebäude ein.

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Ihr Ziel war der kleine Festsaal, in dem die Senatssitzung stattfinden sollte.

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Vor dem Sitzungssaal standen bereits Securitys bereit. Verärgert über die Demonstranten waren sie nicht, wie sie im Gespräch mit derStandard.at sagten: "Wir verstehen uns gut mit ihnen. Das ist eh eine nette Partie, sie sind wenigsten nicht maskiert."

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Mit Sitzblockaden versuchten die Studierenden zu verhindern, dass die Senatsmitglieder Zutritt zum Sitzungssaal erhalten. Es gelang ihnen auf diesem Wege, den Beginn der Senatssitzung um eine Stunde zu verzögern.

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Im Arkadenhof der Universität sonnten sich unterdessen Studierende, die mit den Protesten nichts zu tun haben wollen.

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Zwei junge Jus-Studentinnen zum Beipspiel, die gerade Pause machen, jausnen und nicht fotografiert werden wollen. "Demonstrieren nur um des Demonstrierens willen" heißen die beiden nicht gut.

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Auch Alexius Ivo Baldissera, 20, und Ines Tabea Renn, 19, sind gegen die Proteste. Sie finden auch Studiengebühren nicht so schlimm: "Die Leute, die es sich nicht leisten können, erhalten sowieso Studienbeihilfe."

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Die Demonstranten gaben sich unterdessen nicht geschlagen. Sie blockierten den Senatssaal weiter und die Sitzung musste ins Senatsbüro verlegt werden. Sie begann mit einer Verzögerung von rund einer Stunde. 

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Immer mehr Demonstranten versammelten sich, um lautstark zu protestieren. Die Polizei räumte schließlich das Gebäude. Demonstranten hätten versucht, die Tür zum Sitzungssaal aufzubrechen, kritisierte Senatsvorsitzender Helmut Fuchs im Gespräch mit der APA. Er sprach von "massiver Bedrohung", Mitarbeiter hätten sich von innen gegen die Tür stemmen müssen. Das Rektorat habe daraufhin die Polizei gerufen, die Senatsmitglieder hätten unter "massivem Schutz der privaten Sicherheitskräfte" die Uni verlassen, so Fuchs. 

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Der Protest der Studierenden verlagerte sich nach draußen. Kurz vor 18 Uhr war der Ring durch eine Sitzblockade der Studenten gesperrt. (Rosa Winkler-Hermaden, derStandard.at, 26.4.2012)

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