Bild nicht mehr verfügbar.

Erste Hilfe bei Vergiftungen: Die Stoffe aus dem Fell und den Augen entfernen.

Foto: APA/FRANCK ROBICHON

Bild nicht mehr verfügbar.

Falls das nicht möglich ist: Haustier in ein Handtuch einwickeln und so am Abschlecken hindern.

Foto: APA/Nic Bothma

Bild nicht mehr verfügbar.

Für Menschen und Tiere lästig: Die Raupe des Eichenprozessionsspinners.

Foto: AP/Axel Schmidt

Bild nicht mehr verfügbar.

Tierärztin Astrid Kuhn berichtet von Hunden, die nach Verzehr eines Feuersalamanders starben.

Foto: APA/FRANZISKA WERBA

Bild nicht mehr verfügbar.

Farbpatronen für Paintball schmecken manchen Hunden, sind jedoch nicht gesund.

Foto: APA/Stefan Kiefer

Bild nicht mehr verfügbar.

Kommt selten vor, aber Kreuzottern können in Österreich neugierigen Hunden gefährlich werden.

Foto: APA/DICK KLEES

Es riecht gut oder zappelt: Hunde und Katzen treffen nicht immer die besten Entscheidungen für ihre Gesundheit, wenn es um das Fressen oder den Jagdtrieb geht. Tierhalter können mit Hilfe von Hintergrundwissen teilweise vorsorgen, um ihren neugierigen Schützlingen Folgeschäden zu ersparen. Tierärztin Astrid Kuhn fasste bei ihrem Vortrag über Vergiftungen bei Haustieren in der Tierklinik Breitensee im 14. Wiener Gemeindebezirk zusammen, welche Pflanzen, Nahrungsmittel, Tiere und Gifte insbesondere für Hunde und Katzen gefährlich werden können. Zudem warnte sie vor dem Einfallsreichtum, den die Tiere entwickeln können, wenn sie Appetit haben.

Bekanntermaßen sind Zimmerpflanzen besonders in Katzenhaushalten eine heikle Angelegenheit. Liliengewächse können bei Katzen schon in geringen Mengen zu Nierenversagen führen, wobei alle Teile der Pflanze giftig wirken. Ebenso empfindlich reagieren die Tiere auf Zwiebeln und Knoblauch, da sie das für sie giftige N-Propyl-Disulfid enthalten, das rote Blutkörperchen zerstören kann. Die Folgen sind Blutarmut und damit verbunden Appetitlosigkeit, Erschöpfung, blasse Schleimhäute, schnelle Atmung und schneller Puls.

Keine Selbstbedienung

Nahrung, an der sich der Hund nicht selbst bedienen sollte und die daher auch sicher verwahrt werden muss, sind zum Beispiel Weintrauben und Rosinen, Avocados und Obstkerne. Das in allen Teilen der Avocado enthaltene Toxin Persin kann den Herzmuskel schädigen. In den rohen Obstkernen von Pfirsichen, Marillen und Zwetschken sind cyanogene Glykoside enthalten - bei der Verdauung wird die bekannte Blausäure abgespalten. Bei Hunden sind bereits zwei Milligramm des Gifts pro Körpergewicht tödlich.

Schokolade enthält das für Katzen und Hunde giftige Theobromin. Es reichert sich im Körper an und kann nicht abgebaut werden. Je dunkler die Schokolade, desto gefährlicher. Vor allem grüne Tomaten und Paprika sowie rohe Kartoffeln enthalten wie alle Nachtschattengewächse Solanin, das für Katzen und Hunde und in größeren Mengen sogar für Menschen gefährlich werden kann. Es ist hauptsächlich in grünen Pflanzenteilen enthalten.

"Wurstgift"

Über Kadaver oder Gülle können sich Hunde mit Botulus vergiften, das umgangssprachlich auch "Wurstgift" genannt wird. Das Toxin des Bakteriums Clostridium botulinum wurde 1817 entdeckt, als ein deutscher Bauer nach dem Verzehr einer verdorbenen Blutwurst nach sechs Tagen Übelkeit, Kopfschmerzen und Nackenstarre infolge einer Atemlähmung starb.

Die Sporen kommen überall in der Umwelt vor und werden erst durch 30-minütiges Kochen bei 120 Grad Celsius zerstört. Die Symptome dieses starken Nervengifts können erst nach zwei Tagen auftreten und äußern sich in Übelkeit, Störungen des Bewegungsapparats, Muskelzittern und schließlich Lähmungen, die an den hinteren Gliedmaßen beginnen. 

Besonders gefährlich ist Rattengift, das auch Katzen und Hunden schmeckt. Die Köder werden nicht immer sorgfältig gekennzeichnet. "Wir hatten einen Fall, bei dem ein Hund bei einem Restaurant unter dem Tisch an einem Köder geknabbert hat", berichtet Kuhn. Da mehrere Inhaltsstoffe wie etwa Strychnin, Arsen und Thallium möglich sind, ist es für eine gezielte Behandlung hilfreich, die Packung sicherzustellen.

Keine wohlgesonnenen Kollegen

Lebewesen, die den Haustieren in Österreich bei Erkundungsungstouren gefährlich werden können, sind etwa Bienen, Wespen, Hornissen, Dornfinger- und Kreuzspinnen. Hier sind jedoch keine Todesfälle oder dauerhaften Schäden bekannt. Gefährlicher wird es bei Kreuzottern, Hornvipern oder auch dem Feuersalamander. Diese widerstandsfähige Amphibienart kann in freier Natur 20 und in Haltung sogar 50 Jahre alt werden. Das schafft das nachtaktive Tier mit der schwarz-gelben Zeichnung auch, weil es giftig und daher nicht verlockend für Fressfeinde ist. Bei einem Angriff verteidigen sie sich mit einem milchigweißen Hautsekret, das aus Drüsen am Rücken austritt.

Bei starkem Stress können die Tiere das Gift sogar mehr als einen Meter weit ausstoßen. Bei den Haustieren kann es dadurch zu Lähmungen und vereinzelt sogar zum Tod durch Atemlähmung kommen. Kuhn erzählt von einem Hund mit sechs Kilogramm, der eineinhalb Stunden nachdem er einen Salamander gefressen hatte starb. Lästig können sowohl dem Menschen als auch dem Haustier die Brennhaare der Raupe des Eichenprozessionsspinners werden. Sie lösen eine allergische Reaktion aus. Kuhn hatte einen Labrador, dem nach Kontakt die Zungenspitze abgestorben ist.

Neuere Gefahren

"Es muss irgendetwas enthalten sein, was Katzen ganz verrückt macht. Sie beißen gerne rein", berichtet die Tierärztin im Zusammenhang mit "Knicklichtern". Dabei handelt sich um ein chemisches Leuchtmittel: Knickt man eine dünne Stange, vermischen sich zwei Chemikalien und der Stab beginnt bunt zu leuchten. Die Symptome sind starker Speichelfluss oder aggressives Verhalten. Bei oraler Einnahme kann mit laktosefreier Milch, Thunfischsaft oder Feuchtfutter der unangenehme Geschmack übertönt und die Chemikalie verdünnt werden.

Auch Hunde haben es manchmal auf eine neue Chemikalie abgesehen: Astrid Kuhn berichtet von einem Fall, bei dem ein Labrador 15 Paintballs gefressen hat. Es können Schleimhautreizung, Flüssigkeitsverlust und die Symptome einer Salzvergiftung auftreten. Im schlimmsten Fall kann der Hund Krampfanfälle bekommen, blind werden oder in ein Koma fallen.

"Abschlecksicher"

Bei Verdacht auf Vergiftung oder bereits auftretenden Symptomen muss das Tier sofort zum Tierarzt gebracht werden. Zuvor müssen eventuelle Rückstände am Fell mit lauwarmem Wasser und alkalifreier Seife abgewaschen oder das Fell rasiert werden. Scheren ist oftmals besser, da die natürliche Schutzfunktion der Haut nicht zerstört wird. Auch die Augen müssen ausgiebig gespült werden, falls sie mit giftigen Stoffen in Berührung kommen. Falls dafür keine Zeit mehr ist, da das Tier schon akute Symptome zeigt, oder man nicht zu Hause ist, gilt es, das Tier rasch zu sichern. Die Faustregel lautet dabei "abschlecksicher". "Wickeln Sie Ihr Haustier zum Beispiel in ein Handtuch ein", empfiehlt die Tierärztin.

Behandlung beim Tierarzt

Falls noch vorhanden, hilft es den Tierärzten, das verdächtige Gift mit der Verpackung in die Praxis mitzunehmen. "Keinesfalls sollte man selbst versuchen, das Tier zum Erbrechen zu bringen", betont Kuhn. Das könnte den Kreislauf des vergifteten Tiers zusätzlich schwächen. Beim Tierarzt werden zum Beispiel Magenspülungen durchgeführt. Prinzipiell ist es nicht erlaubt, Magenspülungen vorzunehmen oder Erbrechen auszulösen, wenn Vergiftungen mit flüchtigen Mineralöldestillaten, organischen Lösungsmitteln, Phenolen, Detergentien, Säuren oder Laugen vorliegen.

Als Therapie wird zum Beispiel Aktivkohle verabreicht, die die Giftstoffe im Magen-Darm-Trakt bindet und einen Übertritt in das Blut verhindert. Der Vorteil ist, dass es nur wenige Stoffe gibt, die nicht von der Aktivkohle absorbiert werden können. Glaubersalz und Paraffinöl beschleunigen die Giftausscheidung, diese sollten jedoch nicht bei hochgradigem Austrocknen, Durchfall oder Verdacht auf Darmverschluss verabreicht werden. Zusätzlich sind Infusionen oder Entwässerungen hilfreich. (Julia Schilly, derStandard.at, 8.5.2012)