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Auch heuer dürfte die Geldanhäufung eher moderat ausfallen.

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Grafik: APA

Wien - Deutlich gestiegene Teuerung, Unruhe an den Kapitalmärkten, Einführung der Wertpapier-Kapitalertragssteuer zu Jahresbeginn 2011: Das alle führte dazu, dass die österreichischen Haushalte im Vorjahr beim Vermögensaufbau mit "angezogener Handbremse" gefahren sind, wie es die Nationalbank ausdrückte. Die Neuinvestitionen in Finanzanlagen sind 2011 um ein Fünftel auf 9,3 Mrd. Euro eingebrochen. Das ist im Schnitt ein Rückgang von 700 Euro pro Haushalt. Aktien kehrten Privatanleger fast komplett den Rücken. Umgekehrt wurden mehr Wohnbaukredite aufgenommen, sodass sich die Neuverschuldung mehr als verdoppelt hat.

Bremse seit dem Jahr 2007

Schon seit 2007 verlangsamt sich der Vermögensaufbau, im Vorjahr hat sich dieser Trend rasant fortgesetzt. Auch die Sparquote ging 2011 weiter auf 7,5 Prozent zurück. Hohe Buchverluste in den Wertpapierportefeuilles der Privatanleger taten im Vorjahr ihr übriges: Der Vermögensstand stagnierte - zum Ultimo 2011 waren es 468,7 Mrd. Euro, genauso viel wie ein Jahr davor. Ende 2009 waren es aber erst 450,8 Mrd. Euro gewesen, geht aus der OeNB-Statistik hervor.

Die Haushalte haben 2011 nicht nur weniger Geld für die hohe Kante lockergemacht, sondern dies auch anders veranlagt. Mit 4,2 Mrd. Euro wurde deutlich mehr in Bankeinlagen investiert (2010: 1 Mrd. Euro). Wegen der hohen Teuerung - 3,3 Prozent im Jahresschnitt 2011 - bzw. der niedrigen Zinsen ist das Geld dort aber oftmals sogar real weniger wert geworden. Besonders auf täglich fällige Produkte oder Einlagen mit einer maximal einjährigen Bindung traf das zu.

Der weiter erwartete Inflationsrückgang - im März 2012 sank die Rate auf 2,4 Prozent nach 2,6 Prozent im Februar und 2,8 Prozent im Jänner - dürfte aber bei der Realverzinsung "ein wenig Entspannung" bringen, "wenngleich auch die Neugeschäftszinsen der Banken seit Oktober 2011 im Durchschnitt der folgenden vier Monate tendenziell leicht rückläufig waren", teilte die Nationalbank mit.

Interesse an Wertpapieren sinkt

Drastisch zurückgegangen ist hingegen im Vorjahr das Interesse an handelbaren Wertpapieren. Per saldo flossen nur 5 Prozent oder 500 Mio. Euro der neuen Finanzinvestitionen in Aktien und Co. Schuld daran ist die 25-prozentige Wertpapier-KESt, die seit Anfang 2011 fällig ist. Viele Anleger deckten daher noch schnell im Dezember 2010 mit Aktien ein. Bedingt durch diesen Einmaleffekt hatten im Jahr 2010 die Wertpapierveranlagungen fast 40 Prozent der Geldvermögensbildung ausgemacht.

Dafür setzten die privaten Haushalte 2011 vermehrt auf inländische Bankanleihen. Der Nettoerwerb fiel mit rund 1,4 Mrd. Euro doppelt so hoch aus wie im Jahr davor, wobei die Käufe vor allem im ersten Halbjahr und Verkäufe - durch Tilgungen - vermehrt im vierten Quartal 2011 erfolgten. Gefragt blieben auch inländische Unternehmensanleihen mit einem Transaktionsvolumen von etwa 500 Mio. Euro. Abgestoßen wurden Investmentzertifikate, und zwar in Höhe von 1,5 Mrd. Euro. Dies wegen der starken Aktienkursrückgänge im dritten Quartal sowie der anhaltenden Unsicherheiten auf den Anleihemärkten. Direkt erworbene Aktien wurden um rund 200 Mio. Euro zugekauft.

Die Verluste an den Börsen ließen das gesamte Wertpapierportefeuille im Vorjahr deutlich schrumpfen. Ende 2011 betrug der Marktwert nur noch knapp 94 Mrd. Euro (Ultimo 2010: 101 Mrd.) und fiel damit auf das Niveau vom März 2010 zurück.

Verhaltener Ausblick

Auch heuer dürfte die Geldvermögensbildung "eher moderat" ausfallen, meint die Notenbank. In den ersten Monaten 2012 wurden sowohl Einlagen als auch handelbare Wertpapiere "tendenziell eher abgebaut bzw. verkauft".

Ganz anders entwickelten sich 2011 die Kreditaufnahmen. Mit 2,5 Mrd. Euro verschuldeten sich Private bei inländischen Banken mehr als doppelt so hoch wie 2010 (1,1 Mrd. Euro), das ist allerdings ein sehr niedriges Niveau, wie die OeNB betonte. Vor allem Wohnbaukredite boomten voriges Jahr. Von den gesamten Verbindlichkeiten in Höhe von 164 Mrd. Euro (+2 Prozent) entfielen knapp zwei Drittel (108 Mrd. Euro) auf Wohnbaukredite. (APA, 26.4.2012)