Der junge Rapper El Haqed.

Foto: CC BY-SA 3.0, L7a9ed/Wikipedia

"Das Schweigen ist unser Feind", heißt es im neuesten Song des marokkanischen Rappers El Haqed. Es ist das Lebensmotto des 24-jährigen Mouad Belghouat, dessen Künstlername so viel wie "der Wütende" oder "der Empörte" bedeutet. Seit 2004 rappt er mit Freunden in seinem Geburtsort, einem der vielen armen Vierteln in Marokkos Wirtschaftsmetropole Casablanca. Zu landesweiter Berühmtheit gelangte er im Laufe der Protestbewegung 20. Februar, die seit besagtem Tag im Jahr 2011 - inspiriert von der tunesischen Revolution - den arabischen Frühling ins Königreich von Mohamed VI. trägt.

El Haqed rappt gegen die Korruption, gegen die Polizeigewalt und für Freiheit. Genau diese kostete ihn sein Engagement. Zum ersten Mal wurde er im September vergangenen Jahrs verhaftet. "Körperverletzung" lautete die Anschuldigung. Der schmächtige Belghouat war von einem Königstreuen angegriffen worden und hatte sich verteidigt. Es kam zu einer breiten Solidaritätsbewegung. Im Januar wurde er schließlich zu vier Monaten Haft verurteilt und freigelassen, da die U-Haft die Strafe aufwog.

El Haqed produzierte neue Songs. Am 28. März kam die Polizei zum zweiten Mal. Einer seiner Songs war im Internet mit Bildern aufgetaucht, die Polizisten beim Einsatz zeigt. Im Zusammenhang mit dem Text, der die Polizeigewalt anklagt, sei dies Beamtenbeleidigung, heißt es jetzt. Das ganze hat nur einen Haken - El Haqed hat zwar die Musik gemacht, doch weiß er nicht, wer das Video dazu geschnitten und gepostet hat. Dennoch droht ihm eine lange Haftstrafe.

Ein sehenswertes Portrait lief in der arte-Serie Generation Revolution. (Reiner Wandler, derStandard.at, 22.04.2012)