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Ubuntu-Gründer Mark Shuttleworth sieht keine Notwendigkeit für eine Beteiligung Canonicals an der Kernel-Entwicklung.

Die Kontroverse rund um die Herangehensweise von Ubuntu-Hersteller Canonical an die Linux-Entwicklung ist beinahe so alt wie das Unternehmen selbst. Gerade mit dem wachsenden Erfolg von Ubuntu wurde die Kritik immer lauter, dass sich Canonical zwar gerne beim Source-Code der Linux-Community bediene, selbst aber kaum etwas zur Weiterentwicklung beitrage. Rein rechtlich ist dem Unternehmen dabei natürlich kein Vorwurf zu machen, gerade Konkurrenzunternehmen finden es aber nicht immer gar so berauschend, wenn Canonical den Ruhm für Ubuntu einheimst, die Grundlagen des eigenen Erfolgs aber zunehmend verschweigt.

Ranking

Neu aufgeflammt ist dieses Kontroverse durch eine aktuelle Statistik, die Anfang April von der Linux Foundation veröffentlicht wurde: In dieser zeigt sich, dass Canonical nicht einmal mehr in den Top 20 der am meisten zum Kernel beitragenden Unternehmen aufscheint. Dies im Gegensatz zu Windows-Hersteller Microsoft, der im Jahr 2012 immerhin 1,1 Prozent neuen Codes geschrieben hat.

Wahrnehmung

Und auch wenn sich das Engagement der Redmonder zur Gänze um die Unterstützung für die eigene Virtualisierungstechnologie HyperV dreht, zeigt die Statistik doch auch sonst recht klar die aktuellen Verhältnisse auf: An der Spitze steht einmal mehr Red Hat, das im Jahr 2012 bereits 37,7 Prozent des Codes geschrieben hat, an zwanzigster Stelle rangiert AMD mit 0,5 Prozent, Canonical - das sich erst vor kurzem damit gerühmt hat, dass Ubuntu mittlerweile im Server-Bereich angeblich mehr eingesetzt werde, als Red Hat Enterprise Linux - muss also noch unter dieser Wahrnehmungsgrenze liegen.

Kein Interesse

Gegenüber "The Inquirer" bestreitet Mark Shuttleworth diese Tatsache auch gar nicht, sondern steht ganz offen zum eigenen Konzept: "Es stimmt, dass wir kein Interesse an der Kernel-Entwicklung haben, und zwar absolut keines" zitiert die IT-Seite den Ubuntu-Gründer. Die Aussage versteht sich nicht zuletzt als Antwort auf Red-Hat-Vizepräsident Scott Crenshaw, der unlängst diagnostiziert hat, dass Canonical kaum eigenen Code schreibe,insofern auch gar nicht die Expertise habe, ernsthaften Enterprise-Support zu liefern.

End User

Shuttleworth zeigt sich davon überzeugt, dass dieser Ansatz der richtige sei, schließlich gebe es rund um den Kernel ohnehin schon eine sehr aktive und funktionierende Entwicklungs-Community. Was Linux aber bislang gefehlt habe, sei ein Fokus auf die End-User-Experience, und genau da liege auch der Beitrag Canonicals. Es sei absurd zu behaupten, dass Canonical nichts beitrage, während selbst ein großer Teil der Kernel-EntwicklerInnen Ubuntu benutze. Außerdem verwende auch Red Hat die eine oder andere Ubuntu-Technologie, etwa im Cloud-Bereich. (apo, derStandard.at, 22.04.12)