In Ermangelung eines Kollektivvertrages will die Airline Einzelverträge mit dem fliegenden Personal abschließen.

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Luftfahrtexperte Kurt Hofmann fürchtet keinen Sommer-Engpass: "Die Lufthansa kann notfalls aushelfen."

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Der AUA soll am Donnerstag den Betriebsübergang per 1. Juli auf die kostengünstigere Regionaltochter Tyrolean beschließen. In Ermangelung eines Kollektivvertrags will die Airline Einzelverträge mit dem fliegenden Personal abschließen. Rechtlich umstrittene Änderungskündigungen, die bei umstiegsunwilligen Mitarbeitern zur Anwendung kommen könnten, schließt das Management nicht aus.

Schrumpfende AUA

Dass der Übergang zu Tyrolean-Konditionen kommt, daran zweifelt Luftfahrtexperte Kurt Hofmann nicht. "Das ist von fast 100-prozentiger Sicherheit", meint er im Gespräch mit derStandard.at. Einschnitte gibt es dabei in erster Linie bei den Piloten, weniger bei den Flubegleitern. Bereits rund 40 Piloten haben sich mit dem Unternehmen auf ein freiwilliges Ausscheiden verständigt, im Falle des Überganges dürften noch etwa 100 Piloten folgen. Hofmann stört das nicht: "Ich vermute, dass das der AUA-Mutter Lufthansa ganz gelegen kommt, die Fluglinie wird sowieso ein wenig schrumpfen müssen." Zudem gebe es in Europa genügend Piloten, die einen Job suchen. Auch um Ausfälle im Sommer – immerhin müssten zahlreiche Tyrolean-Kapitäne von Fokker- auf Airbus-Maschinen umgeschult werden – macht sich der Luftfahrtjournalist keine Sorgen: "Die Lufthansa kann notfalls aushelfen." Da Germanwings, eine weitere Lufthansa-Tochter, vermehrt nach Österreich fliegt, hätte die Lufthansa Kapazitäten frei.

Wie vergangene Woche bekannt wurde, werden im Mai erstmals Tyrolean-Co-Piloten auf den Airbus A320 umgeschult. Bis die Piloten die für sie neuen Maschinen dann auch alleine fliegen können, werden freilich noch rund drei Monate vergehen.

Gehaltsautomatik soll fallen

Die chronisch defizitäre AUA – sie flog 2011 einen Verlust von 62 Millionen Euro ein – leidet seit Jahren unter einem wechselnden Management. Nun versucht die Lufthansa, seit 2008 Eigentümerin der vormals österreichischen Airline, bleibende Strukturen zu errichten. Sie hat sich jährliche Sparmaßnahmen von über 200 Millionen Euro zum Ziel gesetzt. Rund ein Viertel davon soll vom Personal kommen.

Konkret soll die Gehaltsautomatik fallen. Zuletzt verteuerten sich die Gehälter durch automatische jährliche (beim Boden-Personal zweijährliche) Gehaltsvorrückungen und Inflationsabgeltung um sieben Prozent. Auch der Anspruch auf eine Betriebs-Pensionszahlung soll, wie bei anderen Arbeitnehmern auch, davon abhängen, welche Erträge die Pensionskasse abwirft, und nicht, welche Wunsch-Veranlagungsziele angestrebt werden.

Tausendguldenschuss

Sollten aber wirklich 100 Piloten oder mehr kündigen, müsste die Lufthansa für ihre Tochter AUA einmal mehr viel Geld in die Hand nehmen. Schließlich müssen dann Abfertigungen von bis zu 39 Monatsbezügen abgegolten werden. Kapitäne, die vor 2004 in das Unternehmen eingetreten sind, verdienen beispielsweise durchschnittlich 13.000 Euro brutto monatlich.

"Ich glaube, die Lufthansa hat noch einmal Geduld und wird es tun", meint Luftfahrtexperte Hofmann, der auch für ausländische Medien als Korrespondent im Luftfahrtbereich arbeitet. Im darbenden europäischen Luftfahrtmarkt brauche es wettbewerbsfähige Strukturen, da werde die Lufthansa noch einmal Geld hineinbuttern. Einfach werde es aber nicht. Schließlich habe auch AUA-Aufsichtsratschef Stefan Lauer, im Lufthansa-Konzern für die Personalagenden zuständig, gesagt: "Der Übergang auf die Tyrolean ist eines der komplexesten Dinge, die es in der europäischen Luftfahrt gibt." (sos, derStandard.at, 19.4.2012)