Belgrad- Die serbische Justiz hat die Ermittlungen gegen den derzeitigen kosovarischen Premier Hashim Thaci und Verteidigungsminister Agim Ceku wegen Kriegsverbrechen eingestellt. Der Sonderstaatsanwalt für Kriegsverbrechen, Vladimir Vukcevic, bestätigte entsprechende Berichte gegenüber der Tageszeitung "Danas" (Mittwochausgabe). Beide kosovarische Politiker gehörten einst zur Führung der "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) an, die in den späten 1990er Jahren gegen die serbischen Sicherheitskräfte kämpfte.

Namentlich im Fall von Ceku stünden die Vorwürfe auf "wackeligen Beinen", sagte Vukcevic. Auf Basis eines serbischen Haftbefehls war Ceku in früheren Jahren dreimal bei Auslandsreisen nach Slowenien, Ungarn und Bulgarien vorübergehend festgenommen worden. Zuletzt war dies im Jahr 2009 geschehen.

Die serbische Justiz fahndet derzeit nach mehr als 100 Kosovo-Albanern, denen in Belgrad Kriegsverbrechen während des Kosovo-Krieges (1998-99) vorgeworfen werden. "Sobald sie für die serbischen Behörden greifbar sind, werden sie festgenommen und entsprechend dem Gesetz und den gegen sie vorliegenden Beweisen einen Prozess bekommen", wurde Vukcevic am Mittwoch von der staatlichen Presseagentur Tanjug zitiert.

Das Thema hatte nach der Festnahme eines Kosovo-Albaners in Serbien am vergangenen Samstag an Aktualität gewonnen. Die kosovarischen Behörden hatten die Festnahme von Mark K. als politisch motiviert bezeichnet, Vukcevic wies die Vorwürfe zurück. Der kosovarische Vizepremier Hajredin Kuci riet seinen Landsleuten am Dienstag zu Vorsicht bei Reisen nach Serbien.

Vukcevic meinte gegenüber der Belgrader Tageszeitung auch, dass es in Serbien weiterhin viele politisch motivierte Haftbefehle aus den 1990er Jahren gebe. "Wenn die Zeit der Versöhnung beginnt, werden wir gemeinsam (gemeint ist wohl mit Prishtina, Anm.) alle diese Haftbefehle unter die Lupe nehmen müssen", so der Sonderstaatsanwalt. (APA, 18.4.2012)