Einradfahren macht Spaß, schult Gleichgewicht, Motorik und Haltung - Wie man den Balanceakt am besten meistert und welche
Ausrüstung es für den Einstieg braucht
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Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bemerkten Hochradfahrer,
dass man das zum Stützrad verkommene kleine Hinterrad zur Fortbewegung nicht
zwangsläufig benötigt. Das Einradfahren war geboren, blieb zunächst jedoch
Wagemutigen und Zirkusartisten vorbehalten.
"Heute steht Einradfahren als Sport- und
Freizeitbeschäftigung gerade bei Kindern und Jugendlichen hoch im Kurs. Wir
empfehlen das Einradfahren Kindern ab sechs Jahren, deren Gleichgewichtssinn
schon sehr gut ausgeprägt ist", erklärt Ralf Puslat, Geschäftsführer des
Kinderradherstellers Puky .
Foto: http://www.pd-f.de/Kay Tkatzik
Das Einrad besteht aus dem Laufrad, den Kurbeln mit Pedalen,
einer Gabel, einer Sattelstütze und dem markanten bananenförmigen Sattel. Die
Kurbeln sind fest mit der Radnabe verbunden, die keinen Freilauf besitzt. Der
Fahrer muss also permanent treten und bremst seine Fahrt durch Antritt gegen
die Drehrichtung der Kurbeln.
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Für die erste grobe Orientierung stellt man den Sattel etwa
auf Hüfthöhe des Kindes ein. "Bei optimaler Sattelhöhe erreicht der Fußballen
das Pedal an der tiefsten Stelle, ohne dass das Bein voll durchgestreckt ist.
Gerade am Anfang sollte der Sattel ruhig etwas niedriger eingestellt werden",
empfiehlt Frank Schneider, deutscher Mountainbike-Profi,
Fahrtechniklehrer und Einradfan. Schneider fuhr unter anderem bereits mit
seinem geländegängigen Einrad die Zugspitze hinab.
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Beim Einradfahren gehört ein Helm auf den Kopf - vor allem
bei Kindern. "Zwar sind ungewollte Abstiege auf dem Einrad gut mit beiden
Beinen abzufangen, vor einem Sturz ist man jedoch nie vollends gefeit", gibt
Torsten Mendel vom Sicherheitsspezialisten Abus zu bedenken. Was
die Bekleidung fürs Einradfahren betrifft, gilt laut Stephanie Haid vom Bekleidungsspezialisten Vaude : "Nicht zu flatterig, lieber
enger, aber bequem, so dass man keine Beweglichkeit einbüßt." Sie empfiehlt
Funktionsbekleidung wie etwa Radhosen mit Sitzpolster, die speziell für Kinder
erhältlich sind.
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Aufsteigen, Fahren und Absteigen sind die Grundtechniken
beim Einradfahren. Jede sollte einzeln verinnerlicht werden. Der Aufstieg beginnt immer hinter dem Rad und bei Anfängern
in Reichweite einer Stützhilfe. Die Schultern von Mama und Papa eignen sich
ebenso gut wie eine Laterne oder Wand.
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Zu Beginn stellt man das Rad parallel zur Wand und bringt
eines der beiden Pedale in die tiefe Position. Im nächsten Schritt stützt man
sich an der Wand ab, klemmt den Sattel zwischen die Beine und steigt mit dem
Fuß aufs untere Pedal. Ähnlich dem Treppensteigen holt man etwas Schwung und
setzt den anderen Fuß aufs obere Pedal. Das Rad richtet sich auf und der
Aufstieg ist geglückt.
Nach mehrmaligem Wiederholen kann man sich nun durch erste
Pendelversuche mit dem neuen Sitz- und Fahrgefühl vertraut machen. Das sind
Vierteldrehungen mit dem Pedal vor und zurück. Bei den ersten Versuchen bleibt
stets eine Hand an der sicheren Wand oder dem Helfer. Schließlich gilt: Erst
die Übung mit Sicherheit, dann das Vergnügen.
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"Das Absteigen sollte so lange geübt werden, bis es sowohl
vor als auch hinter dem Rad locker ausgeführt werden kann", rät Frank Schneider. Sein
Tipp: Das Rad stets mit einer Hand am Sattel halten, um sich und andere
nicht mit dem umfallenden Rad zu verletzen.
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Schneider empfiehlt am besten zwei Helfer, die ihre Schultern als
seitliche "mitlaufende" Stützen bereitstellen und den "Rookie" auf seinen
ersten Metern sichernd begleiten. Von Beginn an sollte die Unterstützung so
passiv wie möglich sein, deshalb der Experten-Appell an die Eltern: Schulter anbieten,
aber nicht aufdrängen.
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Funktionieren Auf- und Abstieg flüssig, steht einem ersten
Fahrversuch nichts mehr im Wege. Das Körpergewicht sollte laut Schneider "beim
Einradfahren größtenteils vom Sattel und nicht von den Pedalen getragen
werden". Der Rücken bleibt gerade und bildet die imaginäre Verlängerung des
Sattelrohrs. Nicht nur gleichmäßiges Pedalieren, auch die richtige Blickführung
ist für eine geschmeidige Fahrt entscheidend. "Also den Blick vom Boden lösen
und nach vorne schauen", so Schneider.
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Beim Erlernen des Balanceakts auf einem Rad fallen die Meister
nicht vom Himmel. Auch nicht Weitsprung-Wettbewerbsteilnehmer Stefan Gering (Bild). Die ersten Fahrtlinien sind selten mit dem Lineal
gezogen. "Wer aber fleißig weiter in die Pedale tritt, verbessert den
Geradeauslauf, wird immer weniger dabei mit den Armen rudern und bald
die ersten gezielten Kurven fahren", versichert Schneider.
Foto: AP/Matthias Rietschel
Kleine artistische Aufführungen oder die Erstbefahrung eines Dreitausenders mit dem Gelände-Einrad können dann durchaus folgen. Vielleicht nach dem Vorbild des amtierenden Einrad-Downhill-Weltmeisters David
Weichenberger (Bild), der im Juli 2011 vom Alpsee in Bayern bis zum Gardasee im
Trentino über die Alpen fuhr, ohne dabei Straßen oder Wege zu benützen. (pressedienst fahrrad /Eva Tinsobin, 22.4.2012)
Zum Thema:
>> Am Einrad über die Alpen
Foto: APA/J. WEICHENBERGER