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Bei Kindern sind Nahrungsmittelallergien meist die Ursache für eine anaphylaktische Reaktion, bei Erwachsenen Insektenstiche.

Foto: APA/Karl-Josef Hildenbrand

Wien - Selten, aber im Fall des Falles "brand-" bis lebensgefährlich: Anaphylaktische Schockreaktionen mit Erstickungsanfällen, Kreislaufversagen beziehungsweise Herzstillstand sind die gefürchtetsten Akutereignisse bei Allergien.

Aus Anlass der Welt-Allergiewoche von 16. bis 22. April fordern österreichische Fachleute mehr Bewusstseinsbildung und Prävention.

Pro Jahr sterben in Österreich zumindest zwischen fünf und zehn Personen an anaphylaktischen Schockreaktionen nach einem Insektenstich. Die Dunkelziffer dürfte allerdings extrem hoch sein.

Selten und plötzlich "wie ein Tsunami"

"Anaphylaxie lässt sich am leichtesten als 'Tsunami' erklären. Er tritt selten und plötzlich auf - und man kann ihn nicht mehr abwehren", sagte der Wiener Allergologe Reinhart Jarisch. Es handelt sich dabei um eine den ganzen Körper ergreifende systemische allergische Reaktion.

Beim Auftreten ist nicht abschätzbar, bis zu welchem Schweregrad dieses Geschehen abläuft. Stehen am Beginn noch Schwellungen und Hautprobleme im Vordergrund, können binnen kürzester Zeit auch Atemprobleme, Herzrhythmusstörungen und Kreislaufversagen auftreten.

Nahrungsmittelallergien und Insektenstiche

Aktuelle Daten aus einem deutschen Register zeigen, so Eva-Maria Varga von der Grazer Universitäts-Kinderklinik, dass bei Kindern zu 54 Prozent Nahrungsmittelallergien die Ursache von anaphylaktischen Reaktionen sind, dann kommen Insektenstiche mit 21 Prozent.

Bei Erwachsenen sind es zu 16 Prozent Nahrungsmittel und zu 56 Prozent Insektenstiche. Laut sehr ungenauen Schätzungen leiden 0,1 bis ein Prozent der Bevölkerung an eine Neigung zur Anaphylaxie.

Die wichtigste Gegenmaßnahme ist die Prophylaxe. So sollten alle Personen, die schon einmal eine stärkere und länger anhaltende allergische Reaktion - zum Beispiel nach einem Bienen- oder Wespenstich - gehabt haben, in einem Allergielabor entsprechend ausgetestet werden, forderte der Wiener Fachmann Stefan Wöhrl.

Notfallset mit Autoinjektor

Besteht eine Neigung zu anaphylaktischen Reaktionen, sollte der Betroffene, wenn keine Immuntherapie gegen die Allergie selbst möglich oder wirksam ist, auf jeden Fall immer ein Notfallset mit einem Autoinjektor für das im Fall des Falles lebensrettende Adrenalin zur Kreislaufstabilisierung dabei haben.

"Das große Problem besteht darin, zu erkennen, dass ein Notfall gegeben ist. (...) Wir Notfallmediziner kommen zu spät", sagte der Wiener Intensivmediziner Rainer Schmid.

Bei auftauchenden Symptomen sollte vom Betroffenen oder seinen Angehörigen bzw. Begleitern sofort gehandelt und das Medikament angewendet werden, um ein Abgleiten in die schwersten Symptome zu verhindern. Hier sind auch eine entsprechende Ausbildung bzw. ein Training in der Handhabung der Autoinjektoren notwendig.

Eine US-Studie hat allerdings bereits vor einigen Jahren ergeben, dass selbst bei bekannter Gefährdung in nur knapp 30 Prozent der Fälle die Notfallmedikation zur Anwendung kam. Im Rahmen des Welt-Allergie- und Asthma-Tages am 28. April mit Veranstaltungen in Wien soll auch auf diese Problematik hingewiesen werden. (APA, 17.4.2012)