Abschied vor Trophäen: Christian Konrad übergab nach 21 Jahren an der Spitze sein Amt an den Raiffeisen- Manager Pröll.

Foto: STANDARD/Fischer

Der ehemalige Vizekanzler und neue Landesjägermeister Josef Pröll vor einem Bild des Scheibbser Künstlers Josef Bramer bei seiner Antrittsrede in Schloss Weinzierl in Wieselburg.

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Wieselburg - "Jetzt gehe ich was essen", waren Josef Prölls letzte Worte, als er am 13. April 2011 seinen Rückzug von sämtlichen politischen Ämtern bekanntgab. "Jetzt folgt der wichtige Punkt des Essens", erklärte Pröll, als er am 14. April 2012 wieder die politische Bühne betrat. Am Samstag wurde er zum niederösterreichischen Landesjägermeister gewählt; Pröll folgt damit Raiffeisen-General anwalt Christian Konrad nach, der diese Funktion 21 Jahre lang innehatte.

Bevor die rund 150 Delegierten im Schloss Weinzierl bei Wieselburg zu Hirsch, Semmelknödeln und Rotkraut schritten, lauschten sie einer von Konrads berühmt-berüchtigten launigen Reden. Landwirtschaftsminister Nikolaus Berlakovich (ÖVP) durfte sich erste Reihe fußfrei anhören, dass die Jagd "zum Glück" nicht Bundessache ist; Norbert Gollinger, Landesdirektor des ORF Niederösterreich, begrüßte Konrad als "Waidkamerad - ich hoffe, ich schade dir nicht, wenn ich das verrate".

"Damenprogramm"

Als dem scheidenden Landes jägermeister eine phonetisch fatale Zwielaut-Verwechslung beim Wort "schießen" unterlief, war die Schuldige schnell ausgemacht: "Ich bin es nicht gewohnt, in Gegenwart meiner Gattin so lange am Wort zu sein." Die anderen Angetrauten hatte man sicherheitshalber zum "Damenprogramm" in die nahegelegene "Wunderwelt des Backens" geschickt, während sich die Männer - und eine Handvoll Jägerinnen - die Zukunft des Landesjagdverbandes ausschnapsten.

Dass beim Jagen mehr besprochen wird als das abgeschossene Wild, daraus müsse man trotz der jüngsten Kalamitäten rund um Jagdeinladungen keinen Hehl machen, befand Konrad. "Die Öffentlichkeit beschäftigt sich auf eine Art und Weise mit uns, die mir spanisch vorkommt." Solange beim Jagen alles "waidgerecht" vor sich gehe, "müssen wir kein schlechtes Gewissen haben".

Kein "bestimmtes Eck"

Niederösterreichs Agrarlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP) teilt mit Pröll "viele gemeinsame Jagderlebnisse - da können die Journalisten ruhig zuhören". Die Jagd müsse man nicht "in ein bestimmtes Eck", sondern vielmehr "auf ein Podest" stellen.

Berlakovich räumte ein, es sei "wichtig, das Bild der Jagd zurechtzurücken", und erzählte, er selber sei gerade "schweißig" gewesen - mit einer erlegten Wildsau beschäftigt -, als sein Handy geläutet hat, weil Pröll ihn fragen wollte, ob er Landwirtschafts minister werden wolle.

Auf das Selbstbewusstsein der Jägerschaft dürften die Debatten über zwielichtige Jagdgesellschaften keinen Einfluss gehabt haben. Pröll kündigte an, er werde seine "Kontakte in die Politik nützen", Jagd und Gesellschaft würden schließlich zusammengehören. Konrad attestierte er, dieser habe seine "Machtfülle nie zum Negativen verwendet".

Einen Seitenhieb auf die ÖVP konnte sich ihr Ex-Chef übrigens nicht verkneifen: Es sei schön, nun "an der Spitze eines wachsenden Unternehmens zu stehen". Der Marsch wird ihm in Zukunft trotzdem wieder öfter geblasen: Der Josef-Pröll-Marsch nämlich, den die Weinzierler Jagdhornbläser am Samstag uraufführten und dessen Noten, so wurde versichert, prompt an alle Bläser des Landes verteilt werden. (Andrea Heigl, DER STANDARD, 16.4.2012)