Grüner Strom im und grüne Fassade am Amtshaus: Veronika Mickel setzt im Achten auf Öko, den Grünen gefällt das nur selten.

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Wien - Am 10. Oktober 2010 war die Josefstadt der einzige Lichtblick für die Wiener VP: Auf 13,99 Prozent war sie bei der Gemeinderatswahl abgestürzt, aber wenigstens Wiens kleinsten Bezirk konnte sie zurückerobern. Protagonistin des Erfolgs: Veronika Mickel, eine junge Juristin aus dem Finanzministerium. Die lachende Dritte sei sie gewesen, unkten ihre Kontrahenten; schließlich hatten sich die Bezirksgrünen in den Monaten zuvor intern hemmungslos befetzt und traten mit zwei Listen bei der Wahl an. 27,5 Prozent entfielen schließlich auf die VP, 24,2 Prozent auf die Grünen.

Eineinhalb Jahre später soll das Josefstädter Amtshaus wieder grün werden - oder zumindest dessen Fassade: Mickel plant, sie begrünen zu lassen, außerdem hat sie einen Umstieg auf Ökostrom veranlasst. In der Josefstadt kann man Patenschaften für Baumscheiben übernehmen, die Bezirksvorsteherin will künftig auf mehr Bürgerbeteiligung setzen, und sie kann sich vorstellen, E-Fahrzeuge gratis parken zu lassen.

Bestens vernetzt

Mickel selbst hat in ihrer Zeit im Umweltministerium den österreichischen Emissionshandel verhandelt; ihre Karriere war stets eng mit der von Ex-VP-Chef Josef Pröll verbandelt. Aus ihrer Zeit im Umwelt- und Finanzressort ist sie parteiintern bestens vernetzt, etwa mit Stephan Pernkopf, der lange Jahre Prölls Kabinettschef war und als niederösterreichischer Umweltlandesrat wie Mickel betont öko unterwegs ist.

Trotz der inhaltlichen Grün-Nähe der Bezirksvorsteherin hält sich die wechselseitige Zuneigung in Grenzen - sowohl im Rathaus als auch im Bezirk. Bezirksvorsteherstellvertreter Alexander Spritzendorfer sagt, er habe zwar persönlich "ein herzliches und korrektes Verhältnis" zu Mickel. Inhaltlich hat der Grüne aber einiges zu bemängeln, vor allem beim Verkehr gehen die Ansichten deutlich auseinander. "Den Kampf um jeden Stellplatz halte ich nicht mehr für zeitgemäß", sagt Spritzendorfer. Mickels Bemühen um einen grüneren Bezirk hält er für " Etikette", sie sei vielmehr typisch VP, nämlich "im Kern erzkonservativ".

Beim Thema Parkpickerl eckte Mickel sowohl bei der grünen Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou als auch bei Wirtschaftskammerpräsidentin Brigitte Jank an. Als die beiden stolz einen Kompromiss präsentierten, dank dem Wirtschaftstreibende künftig leichter an das Pickerl kommen, beschwerte sich Mickel prompt schriftlich über die drohende Verschlimmerung der Parkplatznot in ihrem Bezirk. Nach einem kurzen Telefonat sei die Angelegenheit geklärt gewesen, sagt Jank, der auch sonst "nur positive Attribute" zu Mickel einfallen. Dennoch: Dass jemand aus der schwarzen Riege öffentlich gegen den einflussreichen Wirtschaftsflügel auftritt, hat Seltenheitswert.

In der Stellvertreterriege

Die krisengebeutelten Stadtschwarzen sind bekannt dafür, ihre Hoffnungsträger zu torpedieren, bevor sie etwas werden. Bei Mickel ist das anders, egal, wo man in die VP hineinhorcht. Ihre gewinnende und dennoch beharrliche Art dürfte dabei hilfreich sein, aber auch, dass sie selbstbewusst auftritt, ohne konservative Männer zu verschrecken. Als die VP im Herbst vergangenen Jahres händeringend einen neuen Parteichef suchte, habe man sie nicht gefragt, sagt Mickel und betont: "Ich hätte ohnehin Nein gesagt." Beim Landesparteitag Ende Februar wurde sie - neben fünf anderen Schwarzen - zur Stellvertrete- rin von Parteiobmann Manfred Juraczka gewählt.

Die VP stünde in Wien "ganz am Anfang", meint Mickel. "Wir sind eine kleine Partei, und wir dürfen nicht Politik machen, die allen gefällt." Zu Ambitionen für höhere politische Ämter will sich die Bezirksvorsteherin, die seit ihrer Hochzeit vergangenen Herbst eigentlich Mickel-Göttfert heißt, nicht äußern: "Ich bin jetzt 33, ich muss nichts überstürzen." Bei der Wahl 2015 will sie jedenfalls wieder in der Josefstadt antreten - "schon allein um zu beweisen, dass das Wahlergebnis 2010 kein Zufall war". (Andrea Heigl, DER STANDARD, 14./15.4.2012)