Ein von der niederländischen Landschaftstradition beeinflusstes Frühwerk des indonesischen Prinzen Raden Saleh.

Foto: Dorotheum

Raden Saleh in einem Selbstporträt

Foto: Rijksmuseum

An Exotik kann wohl kaum ein Protagonist der Kunstgeschichte Raden Saleh Bustaman das Wasser reichen. Sein Name wie seine Geschichte wirken wie einer Fabel entschlüpft. Sie beginnt in einem kleinen Ort in Niederländisch-Indien, wie Indonesien seiner Kolonialherren wegen genannt wurde. Dort, in unmittelbarer Nähe zur Hafenstadt Semarang, erblickte der Spross einer der prominentesten Fürsten- und Regentenfamilien im Mai 1811 das Licht der Welt. Das zeichnerische Talent des achtjährigen Prinzen wurde von einem belgischen Kolonialmaler erkannt und gefördert.

Schließlich reiste Raden Saleh nach Europa und begann eine akademische Ausbildung zum Künstler: Zuerst in Den Haag (Andreas Schelfhout), dann in Dresden (Johann Christian Clausen Dahl) und auch Paris (Horace Vernet) hinterließ eindeutige Spuren in seinem OEuvre. Die Anerkennung von Connaisseurs und Herrscherhäusern währte langfristiger als sein auf zwei Jahrzehnte beschränkter Europa-Aufenthalt.

Vereuropäisierter Exote

In den 1840er-Jahren avancierte er zu einem gefeierten Tiermaler und Schöpfer prächtiger orientalischer Jagdstücke, für die begüterte Indonesier bei ihren Shoppingtouren durch Europa gegenwärtig ein Vermögen zu zahlen bereit sind. Sofern überhaupt ein Werk auf den Markt kommt.

Gerade mal 70 Auktionsverkäufe listen internationale Kunstpreisdatenbanken seit 1990. Der bei Christie's in Singapur 1996 erzielte Weltrekord hielt länger, als das Auktionshaus dort (bis 2001) Versteigerungen abhielt: Umgerechnet 1,52 Millionen Euro netto, für eine Hirschjagd aus dem Jahr 1846, die erst im Mai 2011 via Köln vom Thron gestoßen wurde.

Jahrzehntelang hatte die Szenerie einer Löwenjagd (In letzter Not, 1842) unerkannt im Konferenzzimmer einer Textilfirma im Ruhrgebiet gehangen, bis sie als authentisches Werk Raden Salehs identifiziert und auf 400. 000- 600.000 Euro taxiert bei Van Ham zum Aufruf gelangte. Der Hammer fiel erst bei 1,6 Millionen (brutto 1,95 Mio.) Euro zugunsten eines indonesischen Privatsammlers.

Ein Wert, der auch künftig spektakulären Motiven vorbehalten ist, nicht den traditionellen, an niederländischen Vorbildern orientierten Landschaftsbildern, deren Extravaganz subtiler Natur bleibt. Wie im Falle einer Winterlandschaft (12.000-16.000), die am 17. April im Dorotheum in der Sektion Gemälde des 19. Jahrhunderts versteigert wird. Ein Frühwerk, in dem Raden Saleh ein Arkadien des Nordens schildert.

Die Darstellung von Schnee blieb in seinem Schaffen die große Ausnahme, auch, weil der Prinz 1852 in seine Heimat zurückkehrte. Er, der nun vom intellektuellen Europa geprägt war, so ist es überliefert, konnte sich nur schwer in die bornierte Kolonialgesellschaft eingliedern und soll am Ende an den Rassismen seiner Zeit zerbrochen sein.  (Olga Kronsteiner, DER STANDARD, 14./15..4.2012)