Giants Allzweckwaffe Alex Gross tackelt sich durch Österreich und lief nebenbei noch zu sechs Touchdowns.

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Vikings Spielmacher Chris Gross führte sein Team zum dritten Sieg im dritten Spiel und ist damit Passer #1 der Austrian Football League.

Foto: Raiffeisen Vikings

Nichtmal weitläufig verwandt sind die beiden. Der eine (Christoph) kommt aus Mattersburg, fand über die Baden Bruins (selig) seinen Weg zu der zweiten Mannschaft der Raiffeisen Vikings, als kurz danach die Wiener beschlossen, einen US-Import auf der Quarterback-Position einzusparen und Chris Gross zur richtigen Zeit am richtigen Ort mit den richtigen Coaches und dem richtigen Gegenüber stand. Der andere (Alexander) kommt von der Columbia University NYC und schlägt gerade wie eine Bombe in Graz ein.

Die Erfindung von Chris Gross bei den Vikings war eine schwere Geburt, die den Wikingern, nach einer verrückten Saison 2009, mit Philipp Jobstmann auch ein prominentes Opfer kostete. Jobstmann ging als designierter Starter in die Spielzeit, nach schwachen Leistungen wurde zunächst schnell rotiert, dann verlor er den Job weitgehend an Gross, kam aber noch immer sporadisch zum Einsatz. Der Grunddurchgang endete blamabel mit 3-5. Am Ende stand man aber - selbst etwas überrascht - mit der Austrian Bowl in der Hand da, aber ohne Jobstmann, der entnervt von einem latenten Jein seitens der Klubführung das Handtuch schmiss. So ging man 2010 und 2011 mit Gross, zwischenzeitlich dann auch zum Nationalteam-Quarterback ernannt, als Starter in die Saisonen, die keine Titel mehr brachten, dafür aber viel Kritik. Auch an der Entscheidung, einen Österreicher Under Center zu haben, der mal ganz okay spielte, dann wieder schreckliche Partien ablieferte. 2011 steigerte sich der Burgenländer dann aber und heuer scheint er erstmals seiner Rolle voll und ganz gerecht zu werden. Damit könnte der Plan der Vikings langfristig doch aufgehen.

Zumindest nach drei Spieltagen gibt es keinen Quarterback, der mehr Yards (550) und Touchdowns (6) als der immer noch 23-Jährige Österreicher geworfen hätte. Und das ist natürlich nicht nur für die Vikings, sondern auch für das Nationalteam, welches in zwei Jahren bei einer EM an den Start gehen wird, ein gutes Zeichen.

Alex, einfach (nicht) immer und überall

Alex Gross kam an sich als gelernter Linebacker an die Mur. Den Job erledigt der 23-Jährige bisher formidabel. Mit 29 Solo Tackles nach drei Spielen (33,5 gesamt), hat er um vier mehr am Konto als die Nummer 2 und die Nummer 3 dieser Statistik zusammen. Das alleine wäre schon mehr als eine Erwähnung wert, aber Gross wird auch in der Offense eingesetzt. Und wie auch noch! Zwei Touchdowns pro Spiel im Schnitt bedeutet, dass er auch die Statistik Scoring (gemeinsam mit dem Raiders Junioren Runningback Andreas Hofbauer) anführt. Ich habe die letzten Tage alte Statistiken ausgegraben und versucht einen Spieler zu finden, der jemals zu irgendeinem Zeitpunkt bei den Stats in den beiden Kategorien gleichzeitig vorne stand. Die Suche blieb ohne Ergebnis. Ich habe auch lange darüber nachgedacht, ob ich so einen effektiven Spieler jemals in der AFL sah, wo mir nur DJ Hernandez einfiel, der allerdings in der Defense nicht annähernd so dominant war.

Dabei setzen die Grazer Gross sehr gekonnt ein, heißt auch: nicht immer und überall. Die Giants rotieren, vor allem auf der RB-Position und geben Gross damit, der von außen betrachtet viel Entscheidungsfreiraum seitens des Headcoaches Nick Johansen hat, was seine Person betrifft, Zeit zur Regeneration. Er dürfte sich zudem in einer exzellenten körperlichen Verfassung befinden, wirkt vier Viertel lang frisch und ist damit eine stete Gefahr, wann immer er auch am Feld steht. Er ist als RB geduldig, findet die Löcher und verfügt über einen sehr konkreten Stiff Arm. In der Defense weiß er (no na nach 33.5 Tackles) was los ist und führt damit dieses junge Grazer Team auch in eine vernünftige Richtung. Alles in allem ist Gross einfach ein großartiger, weil kompletter Footballspieler, der einen Tony Hunt im Vergleich wie ein Abziehbild aussehen lässt. Kann er die Schlagzahl aufrecht halten und bleibt er gesund, dann wird das womöglich eine sehr lange und schöne Saison für die Steirer. Auch wenn Football der Teamsport schlechthin ist - solche Jungs braucht es, um in die Säle des ganz großen Kinos vorzudringen.

Was heißt das? Die Giants 2012 sind richtig gut gecoacht und das ist für mich eine der positiven Überraschung des Jahres, dass Johansen offenbar in der Lage ist, die Dinge zusammenzuführen und auf den Punkt zu bringen. Das Erbe von Rick Rhoades verwaltet er derzeit mehr als nur ordentlich.

Heiß laufen, nicht verbrennen

Das Stichwort (rotieren) ist bereits gefallen und führt uns nach ganz unten. Die Kornmesser Rangers haben am Ostermontag erstmals gezeigt, dass sie doch eine Offense haben. 144 Rushing Yards gegen die Vikings. Darauf hätte ich auch keinen Cent gewettet. Schon eher auf die erneuten null Punkte, aber auf der Hohen Warte befand sich der Aufsteiger zumindest in der Nähe von Scores. Mehrere Besuche in der Hälfte des Gegners und ein (deutlich) vergebenes Fieldgoal aus 46 Yards. Immerhin. Headcoach Mathias Weinberger sprach danach von Fehlern in den Special Teams (die gab es), schlechter Feldposition (Ja) und einem enorm starken Gegner (richtig). Die Minus drei Yards Passing sollten dann auch irgendwann aufgefallen sein, denn Quarterback Craig Maynard hat genau zwei seiner 20 Pässe in der Saison bisher angebracht und damit so viele Picks wie Completions als Passer am Konto. Das liegt sicher nicht an den Special Teams, sondern entweder an Maynard selbst, der O-Line oder den Receivern. Tatsächlich ist es, sieht man sich das Video an, eine Mischung aus den drei Faktoren: Maynard ist a) kein begnadeter Mann in der Pocket, b) er hat meistens gar keine Pocket und c) hat er eine, dann fehlt es immer noch an Passempfänger, die sich d) Raum verschaffen/durchsetzen und dann noch e) den Ball unter Kontrolle bringen können. Vereinfacht gesagt: Die Rangers haben kein Passspiel. Das ist kein Vorwurf, sie sind die Aufsteiger und der Pass Rush am Montag war schon heftig, aber sollte man die Probleme in den Special Teams unter Kontrolle bringen, dann bleibt diese Baustelle trotzdem geöffnet.

Maynard ist in einer Hinsicht auch die Antithese zu A. Gross. Er wird gerade verbrannt. Der QB/LB/DB/PR/KR/P steht quasi durchgehend am Feld und steckt Woche für Woche Prügel ein. Gegen die Vikings waren es wieder ganz schwere. Respekt, dass er noch aufsteht, aber das wirkt trotzdem alles sehr verloren. Der 27-Jährige wird die AFL-Saison, sollten die Rangers bei der hohen Schlagzahl für ihn bleiben, nur mit einem physischen Wunder beenden können. Für die Woche 4 haben die Rangers zehn ihrer Spieler als Out, fünf davon als Out For Season gemeldet. Am Montag liefen sie mit 28 Mann auf der Hohen Warte ein. Es sind noch sieben Runden für sie zu spielen...

Zuschauerzahlen: Kalter Osterfrust

Meine Einschätzung, dass der Zuschauerschnitt am Osterwochenende auf 3000 pro Spiel ansteigen wird, die war zu optimistisch. Wäre der nasskalte Karsamstag nicht gewesen (nur 450 kamen zum Spiel der Giants), dann wäre die Rechnung aufgegangen, denn in Innsbruck und Wien kamen am Ostermontag 6.700 Fans zu den zwei Partien. Bleibt die Hoffnung für die Runde, dass, bei erneut übler Wetterprognose, die Tiroler Fans in Innsbruck trotzdem ihre Mannen gegen die Rangers sehen wollen und die Anhängerschaft der Dragons, das wiederum trotzt der derzeitigen Misere, ihre Grünen gegen die Grazer in großer Zahl anfeuern. Es wird kalt, aber noch sollte ja das Winter-Equipment im Vorzimmer liegen. (Walter Reiterer)

AFL Woche 4
»Statistiken

In Innsbruck und Prag treffen jeweils zwei ungeschlagene Teams (Raiders bzw. Vikings) auf die bisher sieglosen Klubs (Rangers bzw. Panthers). In Stadlau gastiert die Nummer 3 der Tabelle bei der Nummer 4. Die Danube Dragons haben sich nach dem Ausfall von Spielmacher Jonathan Dally mit Corey Stollmeyer einen US-Receiver nach geholt, der bei der 7:31-Niederlage am Tivoli auch Leading Receiver der Drachen war.

Das letzte Spiel in Stadlau zwischen den beiden gab es 2011. Damals verließen die Giants als knapper 20:17-Sieger die Donaustadt.

Prague Panthers vs. Raiffeisen Vikings
Samstag 14. April 2012, 15:00 Uhr, Slavia Stadion Prag
Injury Report
Panthers: Robert Lukac (OL), Frantisek Skuhra (DL), Josef Houska (OL), Lumir Kabelka (RB), Jan Kabat (DB)
Vikings: Max Kössler (WR), Stefan Ruthofer (DB), Klajd Baci (DL), Andreas Reiter (RB)

Swarco Raiders Tirol vs. Kornmesser Rangers
Samstag 14. April 2012, 15:00 Uhr, Tivoli Stadion Innsbruck
Injury Report
Raiders: none
Rangers: Luca Jamernik, Maximilian Lacina, Christoph Niederreiter, Benjamin Rab, Florian Wegan, Andreas Gutt, Johannes Karnthaler, Stefan Postel, Peter Vogl, Christoph Weber

Danube Dragons vs. JCL Giants Graz
Sonntag 15. April 2012, 15:00 Uhr, Stadion FC Stadlau Wien
Injury Report
Dragons: Jonathan Dally (QB), Stefan Scharinger (RB), Michael Kühnmeyer (OL)
Giants: Guido Oberbichler (OL), Florian Tatscher (WR), Florian Wolf (DB), Angelo Barsuglia (OL), Ante Nikolic (OL), Lukas Düh (DL), Thomas Schnurrer (LB)

Ergebnisse AFL Woche 3:
JCL Giants Graz vs. Prague Panthers 42:28
Swarco Raiders Tirol vs. Danube Dragons 31:7
Raiffeisen Vikings vs. Kornmesser Rangers 55:0

Tabelle:

1. Swarco Raiders Tirol      3-0
2. Raiffeisen Vikings Vienna 3-0
3. JCL Giants Graz           2-1
4. Danube Dragons            1-2
5. Prague Panthers           0-3
6. Kornmesser Rangers        0-3