Beim Untergang eines Flüchtlings-Bootes vor der italienischen Küste sind nach Angaben von Überlebenden vermutlich fast 70 Menschen ertrunken. Das Boot sei bereits am Samstag 50 Seemeilen südlich der Insel Lampedusa gesunken, berichteten am Dienstag drei Überlebende, die von einem tunesischen Kutter gerettet worden waren. Küstenwache und Militär machten sich sofort auf die Suche nach Überlebenden, fanden aber zunächst nur drei Leichen.

Die Insel Lampedusa liegt südlich von Sizilien. Das Flüchtlingsschiff soll in internationalen Gewässern untergegangen sein. Im Mittelmeer kentern immer wieder völlig überfüllte Schiffe mit illegalen Einwanderern. Jedes Jahr ertrinken dabei Hunderte von Passagieren.

Am Dienstag mehrere Flüchtlingsbotte auf Lampedusa gelandet

Allein am Dienstag landeten mehrere Flüchtlingsboote mit etwa 200 illegalen Einwanderern auf Lampedusa. Die Menschen kamen aus Nordafrika, dem Irak und aus Pakistan. Einige mussten ins Krankenhaus gebracht werden, weil sie nach Tagen ohne Wasser und Essen geschwächt waren. Ein kleines Mädchen starb an Hirnhautentzündung.

Wirbel

Zugleich löste der Vorschlag des Autonomieministers und Vorsitzenden der Lega Nord, Umberto Bossi, mit Gewalt gegen Flüchtlingsschiffe vorzugehen, Wirbel aus. Dabei sprach er auch vom Einsatz von Geschützen durch die italienischen Marine. Politiker der Mitte-Rechts-Koalition unter Ministerpräsident Silvio Belusconi distanzierten sich.

Das Innenministerium machte klar, dass Schiffe mit illegalen Einwanderern gewaltlos gestoppt werden sollen. Die Regierung hatte jüngst deutlich gemacht, dass die Marine Flüchtlingsboote künftig bereits in internationalen Gewässern abfangen und zur Umkehr bewegen sollen. Seit Jahresbeginn nahm der Flüchtlingsstrom nach Italien allerdings ab: 5.270 Menschen kamen bis Anfang Juni illegal ins Land, die Hälfte weniger als im selben Zeitraum 2002. (APA/dpa)