Ex-Außenminister: Premier habe nur "ausgewähltes" Geheimdienstmaterial vorgelegt - Zeitung: Wiederaufbau verläuft chaotisch
Redaktion
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London - Der ehemalige britische Außenminister Robin
Cook hat Premierminister Tony Blair vor einem Parlamentsausschuss
vorgeworfen, der Öffentlichkeit "ausgewähltes" Geheimdienstmaterial
zu irakischen Massenvernichtungswaffen präsentiert zu haben. "Es gab
eine Auswahl von Beweismaterial, um eine bestimmte Schlussfolgerung
zu untermauern", sagte Cook am Dienstag vor dem Ausschuss in London.
Blair habe nicht das "ganze Bild" vermittelt.
Der Ausschuss befasst sich seit dem heutigen Dienstag mit Zweifeln
an der offiziell als Grund für den Irak-Krieg genannten Bedrohung
durch Massenvernichtungswaffen. Blair hat es abgelehnt, vor den
Parlamentariern zu erscheinen.
Chaotischer Wiederaufbau
Die konservative Zeitung "The Daily Telegraph", die Blairs
Kriegskurs unterstützt hat, berichtete am Dienstag unter Berufung auf
"einen sehr hohen britischen Funktionär in Bagdad", dass der
Wiederaufbau des Iraks derzeit "chaotisch" und "völlig richtungslos"
verläuft. Die Amerikaner hätten die Aufgabe überhaupt nicht im Griff.
"Das ist die chaotischste Organisation, für die ich je gearbeitet
habe", wurde die Quelle zitiert. Der US-Zivilverwalter Paul Bremer
habe "weniger als 600 Leute" zur Verfügung, um ein Land von der Größe
Frankreichs zu regieren.
Nach einem Bericht der
"Times"
(Dienstag-Ausgabe) befürchtet das
britische Verteidigungsministerium, dass britische Soldaten noch bis
zu vier Jahre im Irak bleiben müssen, falls Saddam-treue Milizen
weiter Widerstand leisten sollten. (APA/dpa)
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