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Facebook kauft Instagram für die enorme Summe von einer Milliarde US-Dollar, aber warum?

Foto: EPA

Die Nachricht, dass Facebook den Foto-Sharing-Dienst Instagram kauft, kam Montagabend überraschend. Eine Milliarde US-Dollar in bar und eigenen Aktien gibt das Social Network dafür aus. Für viele Beobachter ist das für ein kleines Start-up unverhältnismäßig viel Geld. Nun wird über die Motive spekuliert.

30 Millionen Instagram-User

Der Zukauf ist für Facebook kein Klacks. In der Ankündigung erklärte CEO Mark Zuckerberg, dass es die größte Firmenübernahme bislang sei und es wohl auch die einzige in der Größenordnung bleiben werde. Instagram konnte mit seinem zwölfköpfigen Team eine Community von über 30 Millionen Usern um die Foto-App aufbauen. Damit zahlt Facebook pro User mindestens 33 US-Dollar.

Bessere Foto-Sharing-Experience

In einem Blog-Eintrag schreibt Zuckerberg, dass Facebook die beste Foto-Sharing-Experience biete und deshalb von so vielen Menschen genutzt werde. Die Zusammenlegung mit Instagram sei daher für beide Unternehmen von großem Wert. Blogger Om Malik liest heraus, dass das Unternehmen dem populären Dienst für das mobile Teilen von Fotos selbst nichts entgegenzusetzen habe und in Instagram eine zu starke Konkurrenz sehe. Weil man keine bessere Alternative bieten könne, werde eben dazugekauft.

Kurz vor Börsengang

Doch die Foto-Dienste auszubauen dürfte nicht das zentrale Motiv hinter dem Kauf sein. Facebook steht kurz vor dem Börsengang, der mit anvisierten fünf Milliarden US-Dollar einer der größten in der IT-Branche werden dürfte. 2011 lag der Gewinn des Unternehmens bei einer Milliarde US-Dollar, doch nichts davon kommt über die mobile Nutzung des Netzwerks.

Einnahmen aus mobiler Werbung

In den mobilen Apps von Facebook gab es bislang keine Werbung, obwohl die Hälfte der rund 850 Millionen User das Netzwerk von Smartphone oder Tablet aus nutzt. Anfang März gab der Konzern bereits bekannt, dass in Zukunft auch in den mobilen Versionen Werbung angezeigt werden soll. Instagram wird dabei wohl eine wichtige Rolle spielen.

Potenzielle Einnahmen rechtfertigen Kaufsumme

Tech-Blogger Robert Scoble hält es für denkbar, dass Facebook mit mobiler Werbung im ersten Quartal danach 500 Millionen US-Dollar und bis zu eine Milliarde im dritten Quartal einnehmen könnte. Diese Aussichten würden die enorme Kaufsumme rechtfertigen. Und anstatt selbst zusätzliche Services für mobile User zu entwickeln, scheint es logisch, einen bereits populären Dienst zu übernehmen.

Instagram soll unabhängig bleiben

Der Gefahr, dass Instagram-User durch die Übernehme abspringen, haben Zuckerberg und Instagram-CEO Kevin Systrom bereits vorgebaut. Beide betonen, dass App und Marke weiterhin bestehen bleiben und unabhängig weiterbetrieben und -entwickelt werden sollen. Für die User soll sich nichts ändern. Klar ist jedoch, dass Facebook Zugriff auf die User-Daten der Foto-Community erhält. Alleine diese Tatsache könnte Nutzer abschrecken. (Birgit Riegler, derStandard.at, 10.4.2012)