Alles Gross in Graz. US-Boy Alex Gross fliegt für die Giants zu Touchdowns und tackelt in der Grazer Defense im Akkord.

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Dragons-Quarterback Jonathan Dally fiel im Spiel gegen die Vikings aus und muss mindestens fünf Wochen pausieren.

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Die Raiders fuhren in Prag ihren zweiten Sieg im zweiten Spiel ein. Runningback Andreas Hofbauer, auch im Junioren-Nationalteam eine Bank, lief zu drei Touchdowns im dritten Quarter.

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Es war wohl der bitterste Samstag seit langer Zeit für Ivan Zivko, dem Headcoach der Danube Dragons. Nicht nur, dass sich sein Team mit 3:39 deutlich dem Lokalrivalen Raiffeisen Vikings in der Blue River Bowl VI geschlagen geben musste, verloren die Donaudrachen zu allem Überdruss in Stadlau noch ihren Spielmacher Jonathan Dally. Der US-Amerikaner erlitt einen Bruch des Schienbeins und wird mindestens fünf Wochen ausfallen.

Was tun? Thomas Haider wird wohl auf der Position spielen und die Dragons werden sich um ein zusätzliches Target für den Österreicher am Transfermarkt umsehen. Denn mit Haider als Spielmacher verlieren sie gleichzeitig ihren besten Receiver. Die neuen Dragons Receiver, allen voran Georg Pongratz, zeigten gegen die Vikings zwar das Potential, das in ihnen steckt, Zählbares kam dabei aber nicht raus. Dass der Klub Dally einfach durch einen neuen Mann ersetzt, anstatt auf seine Genesung zu warten, scheint Zivko als Plan nicht so zu gefallen. Abgesehen von der Machbarkeit und Sinnhaftigkeit, glaubt er an diesen jungen Mann und womöglich plant er mit Dally für die nächsten Jahre. Was sich erfahrungsgemäß (Shawn Olson, Chris Gunn) bereits in der Vergangenheit als gute Idee erwiesen hat.

Der Meister von 2010 hätte das Spiel gegen die Wikinger auch mit einem fitten Dally wohl nicht gewonnen, denn vor allem die Laufverteidigung erwies sich, nach Prag in der Vorwoche, erneut als ihre Achillesferse. Timothee Bach und der erstmals in der Saison startende US-Legionär Dusty Thornhill liefen den Hausherren um ihren Ohren, dabei zu 190 kumulierten Yards und vier Touchdowns. Aber Schadensbegrenzung hätte man wohl betreiben können.

ORF-Spiel am Tivoli

Am Ostermontag gastieren die Dragons (Live auf ORF Sport+) bei den Swarco Raiders Tirol, die vergangenen Sonntag gegen die Prague Panthers in der ersten Halbzeit ein kleineres Problem hatten - die Tschechen mit den Raiders in der zweiten dann aber ein weitaus größeres. Und zwar unter anderem mit dem Junioren-Runningback Andreas Hofbauer, der im dritten Spielabschnitt drei Mal die Endzone der Tschechen besuchte. Es ist auffällig, dass das körperlich schwere Prager Team nun bereits zwei Mal in Hälfte zwei ins Wanken geraten ist. Mit den Dragons, die ihren etatmäßigen Spielmacher vorgeben müssen, verlängert sich der "einfache Spielplan" der Raiders zu Saisonbeginn ungeplant um eine weitere Woche. Wenn das Team von Shuan Fatah die Gäste aus Wien nicht auf die leichte Schulter nimmt, und das tun die Raiders für gewöhnlich nicht, dann könnte es ein perfekter Saisonstart für die Tiroler werden.

Völlig gerade aus, bzw. auf einer schiefen Ebene Richtung Rangers Endzone, lief das Spiel der JCL Giants Graz, die am Ende sogar die Jugend ans Werk lassen konnte, die munter den Score auf 67:0 schraubten. Ahmed Ahmed und Alexander Sanz freuten sich in einer Partie mit am Ende deutlichem Testspielcharakter über ihre ersten Touchdowns in der Bundesliga. Mann des Spiels war Alex Gross mit drei Touchdowns.

Der US-Amerikaner spielt auf beiden Seiten des Balls für die Grazer und verzeichnete bisher auf der Dark Side beeindruckende 23 Solo Tackles in lediglich zwei Partien. Kommt der nächste Liga-MVP am Ende wieder aus Graz? Momentan ist Gross jedenfalls omnipräsent. Gegen Prag wird es am Ostersamstag natürlich ein Stück schwerer für die Giants, in der momentanen Form sollte der zweite Saisonsieg aber durchaus in Reichweite sein.

Quo vadis, Mödling?

Die Frage nach dem Liga MVP, die stellt sich bei den Rangers nun eher nicht. Dafür muss man sich langsam doch ernsthafte Sorgen um den Aufsteiger machen. Nicht die Höhe der Niederlagen sind es, die ein mulmiges Gefühl aufkommen lassen, sondern wie sie zustande kommen. Und wie man selbst damit, zumindest öffentlich, umgeht. Dass man in einer Aussendung nur kleine Fehler für ein 0:67 ausmachen kann, die, sind sie mal ausgemerzt, die Sache dann anders aussehen lassen, das ist doch eine sehr optimistische Einschätzung der Lage. Tatsächlich spielt mehr als die Hälfte der Mannschaft oft doppelt bis sogar durch.

Der eine US-Amerikaner (Maynard) bringt keinen Pass an den Mann, der andere (McCaskill) läuft in die falsche Richtung und produziert Minus-Yards. Das Team wirkt früh geschlaucht und ausgepowert, da hilft das ganze "Kämpfen bis zu Schlusspfiff" nicht, wenn man, stehend k. o., von den Grazer Junioren ausgespielt wird. Hier ist nun Übersicht gefragt, denn wenn einem im ersten Jahr schon die Opferrolle zugedacht ist, dann kann man die Last wenigstens gleichmäßig verteilen. Die Vision von zwei Saisonsiegen und dem fünften Gesamtrang, die kann man getrost heute schon zu den Akten legen, denn mit der Originalität der Offense von 2012 wird die Suche nach dem ersten Score womöglich noch sehr lange andauern. Man könnte eher die Defense in Verdacht haben, einen TD für die Rangers zu erzielen. Siege hätte man gegen Prag und/oder die Dragons eingeplant. Die wird es aber nicht spielen, selbst wenn ich es mir noch so sehr wünsche für die Liga.

Am Montag müssen die Rangers auf die Hohe Warte und bereits am Samstag darauf gastieren sie am Tivoli bei den Raiders. Auch das noch! Eine "englische Woche" mit Tour-de-force-Charakter. Für die Gegner, wohl vermerkt. Der Spielplan hätte es besser meinen können mit den Niederösterreichern.

Zuschauerrekord nach zwei Runden

Erfreulich hingegen ist das wachsende Zuschauerinteresse trotz des miesen Wetters am vergangenen Wochenende. Zu Ostern kommt nun wieder der Winter zurück und bringt meine persönliche Zielsetzung von 100.000 Zuschauern in der Saison in Gefahr.

Knapp 10.000 sahen aber die ersten vier Spiele in Österreich live vor Ort, im Schnitt fanden sich 2.471 Fans pro Spiel in den Stadien ein. Die meisten Fans bisher waren beim Heimspiel der Raiffeisen Vikings gegen die JCL Giants Graz auf der Hohen Warte zugegen, wo mit 4.500 Fans ein All-Time Rekord für einen Saisonauftakt in Wien erreicht wurde. Dabei folgt das erste von mindestens fünf Heimspielen beim Publikumskönig des Vorjahres, den Swarco Raiders Tirol, erst am Ostermontag. Mit den Heimspielen der Giants und Vikings sollte der Schnitt dann auf über 3.000 ansteigen.

Je nachdem, wie stark man seine eigene Statistik schön dastehen lassen will, ist Football aus tiefrosa Brillensicht damit die zweitpopulärste Outdoor Mannschaftssportart des Landes und die Nummer drei overall. Zumindest was die Zuschauer pro Spiel angeht, hat man Basketball und Handball klar hinter sich gelassen. Und da ich in der Vorwoche erfahren durfte, dass 1,7 Milliarden (!) Zuseher die Eurovolley im TV gesehen hätten, ist auch klar, warum die Volleyballer so wenig Zuschauer in der Halle haben, wenn fast der halbe Globus dabei vor der Glotze sitzt! Dabei macht Fernsehen ja dick, sagt Frau Humpe. Und das kann ich bestätigen. (Walter Reiterer, derStandard.at, 6.4.2012)

AFL, Woche 3

JCL Giants Graz vs. Prague Panthers

Samstag 7. April, 14 Uhr, Stadion Eggenberg Graz

Swarco Raiders Tirol vs. Danube Dragons

Montag, 9. April, 14.15 Uhr, Tivoli Stadion Innsbruck

Live auf ORF Sport+

Raiffeisen Vikings vs. Kornmesser Rangers

Montag, 9. April, 15 Uhr, Stadion Hohe Warte Wien

Ergebnisse Woche 2:

JCL Giants Graz vs. Kornmesser Rangers 67:0

Danube Dragons vs. Raiffeisen Vikings 3:39

Prague Panthers vs. Swarco Raiders Tirol 10:37 

Tabelle:
1. Swarco Raiders Tirol 2-0
2. Raiffeisen Vikings Vienna 2-0
3. JCL Giants Graz 1-1
4. Danube Dragons 1-1
5. Prague Panthers 0-2
6. Kornmesser Rangers 0-2